Schauspiel

Was ihr nicht sehen könnt

Eine Vampirgeschichte von Manuela Infante

Koproduktion mit dem Festival Theaterformen

Deutsch mit englischen Übertiteln

ca. 1 Stunde 45 Minuten

Uraufführung

Termine und Karten

Für diese Produktion sind leider keine weiteren Termine geplant.

„Zu sterben, wirklich tot zu sein – das muss herrlich sein!“
Der Vampir – unsterblich und übermächtig – beherrscht seit Jahrhunderten die Phantasiewelt der Menschen. Ein Wesen zwischen den Welten, nicht tot und doch auch nicht lebendig. Aber wo verläuft eigentlich die Grenze zwischen den Lebenden und den Toten? Und welchen Platz nimmt das Kranksein in dieser Grenzziehung ein? Heute versuchen medizinische Kriterien Eindeutigkeit zu schaffen. Früher brach sich diese Unsicherheit Bahn in Geschichten um Fabelwesen und Formenwandler, die als Untote aus den Gräbern auferstehen. Von jeher ist der Vampir ein Mythos, der seinen Ursprung in unserer Angst vor der Krankheit hat, dem Nicht-Heilbaren, das wir am liebsten fern von uns im Dunkeln halten, vergessen und begraben. Denn die Welt, in der wir leben und die dem Individuum wie nie zuvor abverlangt, gesund, leistungsfähig und produktiv zu sein, hat keinen Platz für die Zerbrechlichkeit und Verletzlichkeit des menschlichen Körpers. Mit den beiden Polen „Krankheit“ und „Gesundheit“ wird eine vermeintliche Binarität erzeugt, die der Vampir als Bewohner dieses unbestimmten Territoriums zwischen Leben und Tod, Krankheit und Gesundheit, entlarvt.
Die chilenische Autorin, Regisseurin und Musikerin Manuela Infante wird anhand eines uralten Mythos' die Konstruktion einer Grenzziehung (zwischen Gesundem und Krankem, Animalischem und Menschlichem, Überlegenheit und Verwundbarkeit) betrachten. Für das Sounddesign bei dieser Arbeit, die durch Stimmen und Klang einen akustischen Fokus setzt, zeichnet Diego Noguera verantwortlich, mit dem sie eine langjährige Zusammenarbeit verbindet.

Text, Konzept und Regie Manuela Infante
Konzept, Musik und Sounddesign Diego Noguera
Bühne und Licht Rocío Hernández
Kostüme Annabelle Gotha
Dramaturgie Camila Valladres, Johanna Vater


Inhaltshinweis
Um sie bestmöglich auf Ihren Besuch vorzubereiten, haben wir zu unserer Inszenierung von Was ihr nicht sehen könnt ein paar Inhaltshinweise für Sie zusammengestellt. Die unten gelisteten Elemente sind so objektiv wie möglich erfasst worden, dabei kann jedoch kein Anspruch auf Vollständigkeit erhoben werden.

Darstellung von:
- (chronischer) Krankheit und körperlicher Beeinträchtigung
- Cripping up
- Körperlichen Schmerzen
- Kunstblut

Thematisierung von:
- Symptomen chronischer Krankheiten und Schmerzen
- Tod
- Medical Gaslighting

Warum informieren wir über sensible Inhalte?
Jede:r von uns bringt individuelle Erlebnisse und Erfahrungen zu einem Theaterabend mit, jede:r erlebt das Dargestellte unterschiedlich. Bestimmte Themen, Darstellungen oder sensorische Reize können überfordernd, belastend, verletzend oder retraumatisierend sein. Informationen zu sensiblen Inhalten sollen betroffenen Personen als Hilfestellung dienen, um sich auf einen Vorstellungsbesuch vorzubereiten und selbstbestimmt zu entscheiden, ob sie sich mit den genannten Inhalten und Darstellungen auseinandersetzen wollen.

Neue Presse

„Das Klischee des Vampirs, und mit ihm jede Erwartungshaltung an den Abend, wird bedient und entzaubert. Krüger, Rovira-Muñoz und Kessler (…) sind begnadete Komödianten. (…) Mythen in Tüten, gerührt und geschüttelt, streckenweise sehr unterhaltsam. Viel Kichern und Lachen im Premierenpublikum. (…) Es ist, sagt dieses Stück, okay, auch mal nicht zu funktionieren, erschöpft zu sein, überfordert und todmüde. Lebendiger als hier kann man das kaum illustrieren.“

Die deutsche Bühne

"Manuela Infante (…) liefert, so sieht es jedenfalls zunächst aus, eine Meta-Meditation aus der Technikabteilung, eine Theaterverweigerung, die dann natürlich trotzdem Theater wird. (…) Das Vampirsein wird damit zu vielem: Zur Krankheit, zur Identität, zur Wunde, zum Abgrenzungsmerkmal. Zu etwas, jedenfalls, mit dem die Gesellschaft um sie herum nichts anfangen kann. (…) Und so wird (…) „Was ihr nicht sehen könnt – eine Vampirgeschichte“ zu einer Geschichte von nicht gesellschaftsfähigem Leiden. Und der Freiheit, die darin liegen kann – denn wer krank ist, von dem erwartet das System weniger, der kann – und muss – sich mit sich selbst beschäftigen."

Nachtkritik

"Dass die Passagen und der ganze Abend aber nicht traurig bis verzweifelt, sondern im leichtfüßigen Gründeln freudig entspannt machen, kennzeichnet dieses lustvoll verspielte, letztlich locker-lustigste Memento mori seit Langem."

taz die tageszeitung

„Ein brillant kauziges Komiker:innen-Trio gibt sich bald als Vampire zu erkennen, die als Bühnenarbeiter jobben und sich vom Publikum nun zu Unterhaltungsangeboten genötigt sehen. (…) Mal Slapstick-putzig (…) – oder auch mal rührend ernst: Immer wieder lodert als Kernthema die Angst vor der Fragilität des Konstrukts „Gesundheit“ auf.“

Programmheft zu ,,Was ihr nicht sehen könnt"
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