Ein biblischer Thriller: Salome verliebt sich in Johannes den Täufer, der aber verweigert sich der Begierde der willensstarken Prinzessin. Beider Wege enden tödlich. Aus der Geschichte von Salome und dem eingekerkerten Anarchisten machte Oscar Wilde einen skandalträchtigen Einakter, und daraus Richard Strauss einen musikalischen Psychokrimi.
In knapp zwei atemlos heißen, farbschillernden Opernstunden, musikalisch geleitet von Generalmusikdirektor Stephan Zilias, wird die Grenze zur Gier, zum rauschhaft unkontrollierten, dionysischen Getriebensein mehrfach überschritten. Sowohl Salomes als auch Jochanaans narzisstisches Unvermögen, von sich selbst als Maß aller Dinge abzusehen, führt geradewegs in die Zerstörung.
Für Regisseur Ingo Kerkhof bringt Salome alles, was einer rational agierenden Männerwelt Angst macht, zum Vorschein. In der sinnlich aufgeladenen Atmosphäre der Inszenierung werden die Zeichen patriarchalischer Zeiten und Strukturen in den Fokus der Figurencharakterisierung gestellt. Jochanaans fanatisch-religiöse Verklärung und die erotische Ekstase Salomes prallen in der gewalt- und angstgeprägten Welt des Herodes-Hofs aufeinander. Doch trotz des tödlichen Ausgangs gilt für Oscar Wilde und Richard Strauss: „Das Geheimnis der Liebe ist stärker als das Geheimnis des Todes“.