Libretto von Giuseppe Giacosa und Luigi Illica nach Victorien Sardou
In kaum einer anderen Oper werden persönliche Leidenschaft und politische Willkür so eng verkettet und zugleich so grausam entlarvt wie in Giacomo Puccinis Tosca aus dem Jahr 1900. Die schonungslose Abrechnung mit Machtmissbrauch und Machenschaften und zugleich tief berührende Liebesgeschichte elektrisieren bis heute mit einer Partitur, die packende Dramatik und nervenzerreißende Spannung ebenso kennt wie Momente von berückender Schönheit. Arien wie Toscas „Vissi d’arte“ und Cavaradossis „E lucevan le stelle“ zählen nicht umsonst zu den Ikonen der italienischen Gesangskunst.
Regisseur Vasily Barkhatov lenkt auf der Folie einer Welt, in der sich Kunst und Macht in der Öffentlichkeit glamourös begegnen, den Blick auf Begehrlichkeiten und Missbrauch in den Hinterzimmern. In den bildgewaltigen Räumen von Zinovy Margolin ist diese Tosca ein unter die Haut gehendes musiktheatralisches Psychogramm.
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Tosca
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1. Akt
Scarpia gefällt es, für das Leben des politischen Gefangenen Angelotti die Hingabe von dessen Schwester, der Marchesa Attavanti, zu verlangen. Bis er die Jagd auf ihn eröffnet, lässt er Angelotti die Möglichkeit zur Flucht – und bringt ihn damit zugleich in seine geheime Abhängigkeit. In der Kirche hat die Marchesa für ihren Bruder den Schlüssel zur Familienkapelle sowie Frauenkleider zur Tarnung deponiert.
Der Künstler Mario Cavaradossi arbeitet in der Kirche an Heiligendarstellungen. In den Zügen der Maria Magdalena findet der empörte Mesner zu viel irdische Begeisterung für eine Dame, die häufig zum Beten in die Kirche kam. Cavaradossi wird wiederum aufmerksam, als er beobachtet, wie der Mesner mit einem Kapellknaben umgeht.
Der gejagte Angelotti bittet um Hilfe, die Cavaradossi dem prominenten Dissidenten sofort anbietet.
Die Sängerin Floria Tosca, ein Bühnenstar, hört auf dem Weg zu ihrem Geliebten Cavaradossi Geflüster in der Kirche. Ihre Eifersucht entflammt, und als sie in der Heiligenfigur auch noch die Marchesa Attavanti erkennt, nimmt sie Cavaradossi ins Liebesverhör.
Wieder allein, bietet Cavaradossi Angelotti seine Villa als Versteck an. Eile ist geboten, denn ein Kanonenschuss zeigt den Beginn der Jagd auf den Gefängnisausbrecher an.
Der Mesner ruft die Kantorei zusammen. Scarpia sucht bei den Vorbereitungen zum festlichen Te Deum nach Hinweisen auf Angelotti. Zudem will er Tosca treffen, die er obsessiv verehrt. Er findet, was er sucht: verdächtige Indizien, die in Verbindung mit Angelotti stehen. Das Objekt seiner Begierde zieht er ins vertraute Gespräch. Als die Sprache auf Cavaradossi kommt, stachelt er Toscas Eifersucht mit einem in der Kirche gefundenen Fächer der Marchesa Attavanti an. Auch hier erreicht er, was er will: Tosca führt Scarpias Spione direkt zur Villa ihres potenziell untreuen Geliebten.
Scarpias perfider Plan, Cavaradossi auszuschalten und gleichzeitig Tosca zu besitzen, nimmt weitere Gestalt an.
2. Akt
Cavaradossi wurde verhaftet. Während Toscas Konzert wird er von Scarpia verhört und dazu erpresst, bei dessen Spiel – zu dem Scarpia auch Angelotti gezwungen hat – mitzumachen. Als Tosca, die Scarpia zu sich bestellt hat, eintrifft, arrangiert dieser eine Folterszene im Nebenzimmer. Tosca kann die Schmerzensschreie ihres Geliebten nicht ertragen und verrät den Ort, den Cavaradossi Angelotti als Versteck empfohlen hatte. Scarpia eröffnet Cavaradossi triumphierend Toscas Verrat. Er verhängt das Todesurteil und lässt den Rivalen abführen. Scarpia schlägt Tosca sein bereits bewährtes Geschäft vor: Cavaradossis Leben gegen sexuelle Hingabe. Sie verlangt Ausreisepässe für sich und den Geliebten. Als Scarpia Hand an sie legen will, sticht Tosca ihn nieder.
3. Akt
Tosca muss erkennen, dass Scarpia alle zu seinen Mitspielern gemacht und ihnen Rollen in seinem persönlichen Endspiel zugewiesen hat. Angesichts dessen, was bevorsteht, erkennt Cavaradossi, dass er Tosca verlieren wird. Er verabschiedet sich vom Wunsch eines glücklichen Lebens mit seiner Liebe. Tosca eröffnet Cavaradossi die schreckliche Begegnung mit Scarpia und den Mord. Beide versuchen, sich in ihre heile Liebeswelt zurück zu träumen. Tosca kann nicht verkraften, dass sie über seinen Tod hinaus Teil von Scarpias persönlichem Plan war.
- Musikalische Leitung Masaru Kumakura / Piotr Jaworski
- Inszenierung Vasily Barkhatov
- Bühne Zinovy Margolin
- Kostüme Olga Shaishmelashvili
- Chor Lorenzo Da Rio
- Szenische Einstudierung der Wiederaufnahme Valérie Junker
- Licht, Video Alexander Sivaev
- Dramaturgie Regine Palmai
- Dramaturgische Betreuung der Wiederaufnahme Anne do Paço
- Kinderchor Tatiana Bergh
- Floria Tosca Cristiana Oliveira
- Mario Cavaradossi Rodrigo Garull / Andeka Gorrotxategi
- Baron Scarpia / Ein Schließer Grga Peroš
- Cesare Angelotti Serhii Moskalchuk
- Mesner Daniel Eggert
- Spoletta Michał Prószyński
- Sciarrone Juhyeon Kim
- Der junge Scarpia (Glocke) Jannik Fröhlich* / Philipp Kohnke
- Marchesa Attavanti Statisterie der Staatsoper Hannover
- Chor der Staatsoper Hannover
- Extrachor der Staatsoper Hannover
- Kinderchor der Staatsoper Hannover
- Statisterie der Staatsoper Hannover
- Niedersächsisches Staatsorchester Hannover
Da solche Auslöser sehr individuell sind, erheben wir keinen Anspruch darauf, allen potenziellen Reizen vorbeugen zu können. Unserer Meinung nach erwähnungswürdige Inhalte, vor allem aufgrund inszenatorischer Besonderheiten, finden Sie hier aufgelistet:
- versuchte Vergewaltigung und Machtmissbrauch
Bei spezifischen Fragen zu Inhalten und Darstellungsweisen wenden Sie sich gerne an die Mitarbeiter:innen unserer Vermittlungsabteilung Xchange unter xchange@staatstheater-hannover.de
Vor dem Hintergrund seiner Analysen zeigt der Regisseur die Handlung nicht nur szenisch mit unzähligen klugen Details, sondern auch sehr nah an der Musik orientiert, was dem ganzen Abend einen grausamen Schauer überzieht, wenn man sich auf diese Sichtweise einlässt. Und das sollte man, denn sie ist in jeglicher Hinsicht spannend und tief bewegend. [...] Seth Carico ist ein so fantastischer Sängerdarsteller [...]. Mit seinem stimmvollen, hochkultivierten und traumhaft schön timbrierten Bariton gestaltet er ausdrucksstark und differenziert, nie protzig auftrumpfend die vielschichtigen Charakterseiten des Täters und Opfers Scarpia und macht die regieliche Interpretation dieses Menschen intensiv erlebbar. Ein grandioses Haus- und Rollendebut!
So zeigt Barkhatov, dass unter der reißerischen Oberfläche des Stückes mehr steckt, als bisher zu ahnen war: Die Diskussion um „Tosca“ ist endlich wieder eröffnet. Mehr kann ein Regisseur kaum erreichen.
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