Gemeinsame Veranstaltungen von Staatsoper Hannover und Villa Seligmann
Seit dem Jahre 321 ist jüdisches Leben hierzulande nachweisbar – lange also, bevor es die deutsche Sprache, Deutschland oder überhaupt eine Idee davon gab, was es heißen könnte, deutsch zu sein. Das 1700-jährige Jubiläum, das die Staatsoper Hannover gemeinsam mit der Villa Seligmann, Haus der jüdischen Musik in Hannover, begeht, erlaubt einen differenzierten Blick darauf, was jüdische Identität und Tradition bedeutet – für sich genommen wie auch im Verhältnis zum nicht-jüdischen Teil der Gesellschaft. Gleichzeitig bietet es die Gelegenheit, die eindrucksvoll vielfältigen Traditionslinien jüdischer Musik zu feiern.
"Im Mittelpunkt der jüdischen Religion steht das Leben – und alles, was dazugehört: Wie leben wir miteinander? Was ist uns wichtig? Wie verhalten wir uns?" erklärt Intendantin Laura Berman. "Durch das Leben in der Diaspora ist die Frage nach jüdischer Kultur sehr komplex. Wir wollen Einblicke in die breitgefächerte jüdische Kultur geben, insbesondere in die Musik. Dabei sollen brisante Themen nicht ausgeklammert werden, da nach jüdischer Tradition Erkenntnis aus dem respektvollen Streitgespräch entsteht. Wir wollen über Integration und Identität diskutieren, denn Fragen zu Gemeinschaft und Assimilation sind immer wichtig."
Zwischen Assimilation und Koexistenz
Shelly Kupferberg im Gespräch mit Dr. Max Czollek, Dr. Felix Klein, Laura Berman und Eliah Sakakushev-von Bismarck
Eine Podiumsdiskussion verhandelt das schwierige Verhältnis zwischen Assimilation (der selbstgewählten wie der erzwungenen Anpassung einer Community an die sie umgebende Gesellschaft) und Koexistenz (dem Beharren einer solchen Community auf ihrer kulturellen Eigenständigkeit). Geladen sind der Dichter und Essayist Dr. Max Czollek, spätestens seit seiner Streitschrift „Desintegriert euch!“ einer der bekanntesten Denker seiner Generation in Deutschland, der Diplomat und Jurist Dr. Felix Klein, seit 2018 Beauftragter der Bundesregierung für jüdisches Leben in Deutschland, sowie Eliah Sakakushev-von Bismarck, Direktor der Villa Seligmann, und Laura Berman, Intendantin der Staatsoper Hannover. Ein musikalisches Programm mit Mitwirkenden der Staatsoper umrahmt das von der Journalistin und Autorin Shelly Kupferberg moderierte Gespräch.
Sonntag, 16.05.2021, 11:00 Uhr
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Jüdische Klangbilder des 20. Jahrhunderts
Die Staatsoper Hannover mit Musik von Korngold, Bernstein, Weill,
Milhaud u.a. zu Gast in der Villa Seligmann
Mit einem Programm zum Jubiläum ist die Staatsoper Hannover zu Gast in der Villa Seligmann, dem Haus der jüdischen Musik in Hannover. Sänger*innen des Staatsopernensembles singen Lieder von Kurt Weill, Leonard Bernstein, Verdina Shlonsky, Erich Wolfgang Korngold, Viktor Ullmann und anderen jüdischen Komponist*innen. Von Deutsch, Englisch und Französisch über Hebräisch und Jiddisch bis zu Tschechisch und Kroatisch reicht das Spektrum der vertonten Sprachen. Die Tendenz zur Assimilation in der Annäherung an nicht-jüdische Literatur und Folklore steht gleichberechtigt neben eigenständig jüdischen Traditionslinien – oftmals ist sogar beides im Werk ein und desselben Komponisten ablesbar. Die verschiedenen Stile und Sprachen dieser zwischen 1911 und 1960 entstandenen Werke belegen so eindrücklich die Vielfalt jüdischen Musikschaffens im 20. Jahrhundert. Das Programm gestalten Francesco Greco am Klavier sowie Martin Mutschler, der durch den Abend führt.
Donnerstag, 20.05.2021, 19:00 Uhr
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Im Schritt mit der Zeit
Kantor Isidoro Abramowicz mit Werken von Louis Lewandowski
und jiddischem Tango aus Argentinien
Eine Matinee in der Staatsoper mit Gesprächsbeitrag und Musik widmet sich im Herbst 2021 erneut den vielfältigen Traditionslinien jüdischer Kultur, wie sie sich nicht selten in einer Person treffen. Musikalischer Gast ist Isidoro Abramowicz, Kantor der Berliner Synagoge Pestalozzistraße, der in zwei verschiedenen Musikstilen zuhause ist: Auf der einen Seite steht das Werk von Louis Lewandowski, dem Urvater der liberalen Synagogalmusik, dessen Geburtstag sich 2021 zum 200. Mal jährt, auf der anderen Seite jiddischer Tango aus Abramowiczs Geburtsland Argentinien.
Sonntag, 17.10.2021, 11:00 Uhr
Opernhaus
Mit freundlicher Unterstützung
Gefördert durch #2021JLID – Jüdisches Leben in Deutschland e.V. aus Mitteln das Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat.
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