Als einer der größten Mehrspartenbetriebe in Deutschland sind wir uns unserer besonderen Verantwortung und Vorbildfunktion bei der Ausgestaltung einer nachhaltigen Zukunft bewusst. In den vergangenen 15 Jahren haben wir bereits viel unternommen und erreicht, aber wir geben uns damit nicht zufrieden. Die Klimakrise verpflichtet uns, diesen gesellschaftspolitischen Auftrag weiterhin bei allen betrieblichen Abläufen zu berücksichtigen und im Sinne der Nachhaltigkeit immer wieder nach neuen, besseren Lösungen zu suchen.

Hier informieren wir Sie über unsere Aktivitäten im Bereich ökologischer Nachhaltigkeit.

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Selbstverpflichtung zur ökologisch nachhaltigen Arbeit

1. Wir, die Niedersächsische Staatstheater Hannover GmbH, bekennen uns zu den Pariser Klimazielen und verpflichten uns dazu, im Rahmen unserer Handlungsspielräume das uns Mögliche zur Bewältigung der Klimakrise beizutragen.

2. Als einer der größten Mehrspartenbetriebe in Deutschland mit rund 1.000 Beschäftigten sind wir uns unserer besonderen Verantwortung und Vorbildfunktion bei der Ausgestaltung einer nachhaltigen Zukunft bewusst. In den vergangenen 15 Jahren haben wir bereits viel unternommen und erreicht, aber wir geben uns damit nicht zufrieden. Die Klimakrise verpflichtet uns, diesen gesellschaftspolitischen Auftrag weiterhin bei allen betrieblichen Abläufen zu berücksichtigen und im Sinne der Nachhaltigkeit immer wieder nach neuen, besseren Lösungen zu suchen.

3. Wir sind der Überzeugung, dass sich die Entwicklung ökologisch nachhaltiger Produktions- und Arbeitsabläufe mit der dauerhaften Wahrung der Kunstfreiheit vereinen lässt. Wir richten unsere Theaterarbeit neben der Schaffung qualitativ höchstmöglicher Kunst auch am Ziel der ökologischen, sozialen und wirtschaftlichen Nachhaltigkeit aus. Wir haben gelernt, unsere Gewohnheiten und Abläufe kritisch zu hinterfragen – und werden dies auch in Zukunft tun. 

4. In der täglichen Praxis hat die kontinuierliche Reduktion des „ökologischen Fußabdrucks“ unsere konstante Aufmerksamkeit. Gemeinsam mit den Beschäftigten und den hier arbeitenden Künstler:innen haben wir umwelt- und klimaschonende Arbeitsprozesse entwickelt. Wir analysieren alle Aspekte der täglichen Arbeit auf mögliche Verbesserungen und suchen nach umweltfreundlicheren Lösungen. Dazu haben wir ein betriebliches Umweltmanagementsystem auf Basis von ÖKOPROFIT etabliert, an dem wir kontinuierlich arbeiten. Weitere Zertifizierungsprozesse werden angestrebt, um unsere Erfolge messen und dokumentieren zu können. 

5. Nachhaltige Transformation funktioniert nur in Gemeinschaft und Hand in Hand mit den hier arbeitenden Menschen. Wir schaffen Kapazitäten und stellen Ressourcen zur Verfügung, um unser Personal in allen Abteilungen mit dem nötigen Knowhow zu befähigen, effektive und nachhaltige Lösungen voranzutreiben. Dabei spielen auch Digitalisierung und eine weitere Diversifizierung unserer Mitarbeitenden eine wichtige Rolle.

6. Wir gehen sorgsam und sparsam mit Ressourcen um: Wasser, Energie, Materialien. Wir setzen, wo es möglich ist, auf Wiederverwendung und Recycling, um Müll zu reduzieren. Wir betreiben weiterhin mit besonderer Aufmerksamkeit die Beschaffung von Produkten und Dienstleistungen, die energieeffizient und erkennbar ökologisch nachhaltig sind. Dienstreisen werden nach Möglichkeit mit klimafreundlichen öffentlichen Verkehrsmitteln angetreten. Wir ermutigen Beschäftigte und Publikum, die Anreise zum Theater mit öffentlichen Verkehrsmitteln oder dem Fahrrad anzutreten, z. B. durch Job-Rad-Angebote oder die freie Nutzung des öffentlichen Nahverkehrs mit der Eintrittskarte.

7. Wir informieren unsere Arbeitspartner:innen, Zulieferer:innen und Gastkünstler:innen bei der Vertragsvergabe über unsere ökologischen Standards und Ziele. Darüber hinaus vermitteln wir unser Bekenntnis zu ökologischer Nachhaltigkeit gegenüber unserem Publikum und der Öffentlichkeit.

Seit Ende vergangenen Jahres arbeitet ein Projektteam um Steffen Barklage daran, das Gebäude der Oper zukunftsfit und nachhaltig aufzustellen mithilfe des europaweiten Programms ÖKOPROFIT.

Inzwischen ist Halbzeit bei der Zertifizierung: Die ersten Workshops sind geschafft. Bisher ging es um Themen wie Energie und Emissionen, also Klimabilanzierung und -management, Umgang mit Gefahrenstoffen und Wasser- sowie Abfallmanagement. Im Juni standen Einkauf, Controlling und Corporate Social Responsibility auf der Tagesordnung.

„Die Datenerfassung ist sehr aufwändig“, fasst Projektleiter Steffen Barklage seine Arbeit zusammen, der im Team vom Gebäude- und Veranstaltungsmanagement arbeitet. Zwar helfe beim Zusammentragen die Vernetzung mit anderen am Projekt teilnehmenden Betrieben und Organisationen. Aber nur sehr selten seien Aufwände und Ergebnisse vergleichbar: „Anders als ein kleiner, mittelständischer Betrieb haben wir in unserem Operngebäude allein 45 Lüftungsanlagen“, erklärt Steffen Barklage. Hinzu kommen andere Dimensionen von EDV-Geräten, Beleuchtungsanlagen oder Maschinenanlagen.

Im Zuge der Klimabilanzierung ist nun präzise erfasst, welcher PKW, welcher LKW mit welcher Euro-Norm wie viele Kilometer im Jahr zurücklegt – und wie sich das auf die CO2-Bilanz wirkt: So stoßen sechs LKW im Fuhrpark 63 Prozent des CO2 aus – während 9 PKW mit sehr viel mehr Kilometerlaufleistung pro Jahr nur für 37 Prozent des CO2-Ausstoßes verantwortlich sind.

Ein anderes großes Thema mit sehr vielen Zahlen ist der anfallende Müll. In der Bilanz für das Jahr 2022 wird deutlich, dass am Staatstheater rund 107 Tonnen gemischte Abfälle anfallen. Das ist der größte Posten, gefolgt von 57 Tonnen Alt- und Bauholz, rund 33 Tonnen Baustellenabfällen und 25 Tonnen Papier.

Ziel des Programms ÖKOPROFIT ist es zu klären, wie zum Beispiel Müll von vornherein vermieden werden kann. „Wenn man jetzt zum Beispiel den Punkt Altholz betrachtet, das beim Abledern von Bühnenbildern entsteht: Dann wäre dort ein Ansatzpunkt, so viel von dem verbauten Material wie möglich wieder zu verwenden."

Und tatsächlich: Mit der Wagner-Oper Parsifal wird in der Spielzeit 2023/24 eine nachhaltige Produktion an den Start gehen, in denen Up- und Recycling von Kostümen und Bühnenbild zentrale Vorgaben bei der Produktion waren.

 

 
 
 

Auch wenn die Wagner-Oper Parsifal eine Gesellschaft skizziert, die an sich selbst zugrunde zu gehen droht, nährt dagegen ein Blick hinter die Kulissen – speziell: auf die Entstehung der Kostüme – eine Hoffnung auf Fortschritt und neue Entwicklungen. Denn von den rund 100 Kostümen dieser Produktion sind mehr als die Hälfte up- und recycled: alle Kostüme des Herrenchors zum Beispiel, die aus dem Fundus der Oper stammen. Anstatt 60 Herrenanzüge zu kaufen, haben die Kostümbildner:innen in Arbeitskraft und Innovation investiert, um aus diesen alten Anzügen etwas künstlerisch Interessantes, Neues zu gestalten.

Damit dies möglich wurde, war neben der Kostümbildnerin Karen Briem ein Nachhaltigkeitsdesigner am Werk: Andri Unnarson experimentiert mit Upcycling und der Wiederverwendung von gebrauchten oder weggeworfenen Materialien. Er analysiert, wie die materiellen Ressourcen geschont werden können, ohne den künstlerischen Wert einer Produktion zu beeinträchtigen. Ihm geht es um einen verantwortungsvollen Umgang mit Ressourcen, das Re- und Upcycling von Kostümen, geleitet vom Anspruch zur Nachhaltigkeit: Es werden Kostüme hergestellt, die weniger umweltschädlich sind, es geht darum, etwas Bestehendes aufzuwerten. Denn mit fortschreitendem Klimawandel steigt die Notwendigkeit, Nachhaltigkeit auch in der Kunst aktiv zu fördern.

Foto: Rosenstock
 

Die Herausforderung dabei: „Nachhaltigkeit wird im Allgemeinen eher als starres Regelwerk und nicht als künstlerischer Ansatz wahrgenommen.“ Das müsse sich seiner Meinung nach ändern: Nachhaltiges Design und eine nachhaltige Arbeitsweise sollten im Idealfall als eigenständiges Handwerk, als eigener künstlerischer Ansatz wertgeschätzt werden. Denn: „Nachhaltiges, künstlerisches Design ist immer auch ein Prozess, in dem immer wieder neue, oft anspruchsvolle Probleme gelöst werden müssen, für die es keine Präzedenzfälle gibt“, resümiert Unnarson. Wenn sich jedoch eine Institution wie die Staatsoper Hannover ökologisch und nachhaltig engagiere, werde das Maßstäbe in der Branche setzen, ist sich der Nachhaltigkeitsdesigner sicher.

„Altes zu recyclen ist keine neue Idee im Theater, das gehört schon immer zu unserer Arbeit. Trotzdem hat das Team in dieser Produktion viel gelernt über den neuen Einsatz von bereits gebrauchten und vorhandenen Materialien. Und wir sind davon überzeugt, dass man da noch viel mehr lernen kann“, blickt Opernintendantin Laura Berman auf die besondere Entstehung der Parsifal-Kostüme.

Zum Video mit Karen Briem und Andri Unnarson