Für die opulenten, farbenprächtigen Kostüme von Alcina wurde Gianluca Falaschi von der Fachzeitschrift Opernwelt zum Kostümbildner des Jahres gewählt. Im Interview spricht er über Perlen, Cabaret und Mary Poppins.
Die Welt von Alcina ist sehr farbenfroh, magisch und exotisch. Wie bist du bei der Kreation der Kostüme vorgegangen? Wovon hast du dich inspirieren lassen?
Gianluca Falaschi: Die Arbeit mit Lydia Steier ist wie eine Reise in eine neue Welt. Sie ist eine Regisseurin mit unglaublich großer Fantasie, sie inszeniert sehr opulent. Mit ihrer wunderbaren Vorstellungskraft fordert sie mich heraus, vollkommen neue Designs zu denken und zu entwerfen.
Für Alcina waren die Modeillustrationen der 1920er Jahre eine Inspirationsquelle, ganz besonders die Designs von Erté – ein russisch-französischer Illustrator. Dieser Stil war unser Ausgangspunkt für die weitere Kreation. Auch Anklänge an die Kostüme des Cabaret, für das Erté ebenfalls entworfen hat, lassen sich in den Designs wiederfinden. Mit diesem Bezug zum Cabaret wollte ich den Aspekt des „Spiel im Spiel“, der Alcinas Welt prägt, widerspiegeln: Das Theatrale, Fantasievolle, aber auch das Gespielte, den schönen Schein.
Welche Materialen kommen in den Kostümen zum Einsatz?
Alles ist Organza, die ganze Show ist Seide! Wir spielen mit ihr, nutzen sie wie Papier: Sie wird für die origamihafte Struktur der Hüte verwendet, zurechtgeschnitten, zusammengeklebt. Und Perlen spielen eine große Rolle. Wir haben wahrscheinlich rund zwei Millionen Perlen verarbeitet.
Die Welt von Bradamante, Alcinas Gegenspielerin, ist eine vollkommen andere als die Zauberwelt Alcinas. Wie zeigt sich das?
Bradamante lebt in einer Welt der arbeitenden, immer gestressten Menschen. Alles ist grau. Es ist ein bisschen wie bei Mary Poppins: Ein Teil der Welt ist vollkommene Fantasie, wie in einem Cartoon, und der andere Teil ist voller grau gekleideter Menschen, die diese Fantasiewelt nicht dulden wollen.
Was musst du beachten, wenn du Kostüme für die Bühne, für Sänger:innen kreierst?
Bei den Kreationen habe ich immer im Hinterkopf, dass die Arbeit auf der Bühne eine sehr körperliche ist. Die Sänger:innen bewegen sich über einen langen Zeitraum in diesen Kostümen vor Publikum – in meiner Arbeit muss ich also auch daran denken, die Kostüme für sie so bequem und tragbar wie möglich zu gestalten, damit sie sich wohlfühlen und bewegen können. Die Sänger:innen müssen den Kostümen vertrauen, damit sie sich auf ihr Spiel fokussieren können. Und wenn zum Beispiel mit Korsagen gearbeitet wird, muss ich natürlich darauf achten, dass sie den Brustraum nicht zu sehr einengen.
Hast du ein Lieblingskostüm in Alcina?
Ich liebe alle Designs! Am herausforderndsten waren die Kostümen für die Titelfigur und für die Figur Morgana. An denen haben wir am längsten gearbeitet. Auch die Arbeit an den Masken der Statist:innen war aufwendig, alles ist Handarbeit! Von den Entwürfen bis zu den fertigen Kostümen haben wir ein Jahr an allem gearbeitet. Ein langer Zeitraum, der sich gelohnt hat: Ich bin total verliebt in die Produktion!
Alcina
Oper von Georg Friedrich Händel
Wiederaufnahme am 17.09.2022