Termine und Karten
Übersicht
Ausgangspunkt der Arbeit ist der letzte Satz aus Gustav Mahlers Neunter Sinfonie. Das Adagio. Sehr langsam und noch zurückhaltend bildet den Abgesang dieses monumentalen Werkes, für Abschied wird es neu arrangiert, erweitert und in eine im Raum choreografierte Fassung überführt. Das Team aus dem Regisseur und Komponisten Michael Rauter, der Choreografin Milla Koistinen, dem Künstler Ladislav Zajac und dem Komponisten Ethan Braun entwirft eine Zwischenwelt: Auf der mit silbern reflektierenden Platten ausgelegten Bühne spiegeln sich die Performer:innen und die Lichter, leere Notenständer säumen diese endlose Weite und ragen wie verlassene Türme in die Höhe. Während das Adagio immer weiter verschwindet, treten verstärkte Bewegungsgeräusche und stimmliche, gestische und musikalische Fragmente in den Raum und machen das Entschwinden erfahrbar.
Das Publikum wird Zeug:in einer Transformation: Während die Neukomposition von Ethan Braun collagenhaft die Streichinstrumente mit elektronischen Zuspielungen verbindet und Fragmente aus dem ersten Satz von Mahlers Sinfonie zitiert, wird der silberne Boden von den Performer:innen umgewälzt, als müsse sich die Bühne häuten. Was bleibt ist das Unbekannte: Eine Schwärze, ein Licht aus der Ferne und ein opakes Rauschen.
Abschied ist der erste Teil des Kooperationsprojekts NEUN vom Solistenensemble Kaleidoskop und den Institutionen Hellerau – Europäisches Zentrum der Künste in Dresden und der Staatsoper Hannover, das im Rahmen des Fonds Doppelpass der Kulturstiftung des Bundes gefördert wird. Musiker:innen des Niedersächsischen Staatsorchesters stehen dabei gemeinsam mit Mitgliedern von Kaleidoskop auf der Bühne, wodurch sich traditionelle Orchesterarbeit mit der prozessorientierten Herangehensweise eines freien Ensembles verbindet. Nach der Premiere in Hellerau Dresden in 2020 und einer Corona-bedingt als Livestream gezeigten Vorstellung in Berlin ist Abschied nun erstmals in Hannover zu sehen. Beginn, die zweite Kollaboration zwischen Kaleidoskop und Staatsoper Hannover im Rahmen vom Projekt NEUN feierte im März 2022 Premiere in der Orangerie Herrenhausen und ist im Oktober in Dresden zu sehen.
Im Rahmen des Projektes NEUN in Zusammenarbeit von Solistenensemble Kaleidoskop mit HELLERAU – Europäisches Zentrum der Künste und der Staatsoper Hannover, gefördert im Programm Doppelpass der Kulturstiftung des Bundes.
nachtkritik.de
Georg Kasch
Berührend. (...) Den finalen Adagio-Satz aus Mahlers 9. Sinfonie lassen sie zerbröseln, zerbröckeln, zerfasern – bis nur noch ein Rascheln, Schaben, Kratzen zu hören ist.
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