Mit der Theaterflatrate können Studierende in Hannover kostenlos Oper, Ballett, Konzert und Schauspiel besuchen.

 

Die Kooperation des Schauspiel Hannover mit der Leibniz Universität Hannover, der Medizinischen Hochschule Hannover, der Tierärztlichen Hochschule Hannover, der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover sowie der Hochschule Hannover besteht seit März 2018. Die Staatsoper mit den Sparten Oper, Ballett und Konzert kam 2019 dazu. Pro Semesterbeitrag einer studierenden Person fließen aktuell je ein Euro für das Schauspiel und ein Euro für die Staatsoper in die Theaterflatrate. Neben den über die Flat individuell buchbaren Vorstellungsterminen, veranstalten Staatsoper und Schauspiel mit den ASten auch gemeinsame Events, wie zum Beispiel den Studierenden-Salon, der abwechselnd in den Häusern stattfindet.

 

Henriette Günther ist Kulturreferentin im AStA der MHH und betreut die Theaterflatrate. In gleicher Funktion arbeitet Lioba Nölle an der HMTMH. Elisa Ohm ist Kulturreferentin im AstA der Hochschule Hannover. Sie sind drei der insgesamt sieben Studierenden, die die Flatrate von Seiten der Hochschulen betreuen, und erzählen hier von ihrer Motivation und der Zusammenarbeit.

 

Warum engagierst du dich im AStA im Bereich Kultur? Warum unterstützt die Hochschule das Projekt der Theaterflatrate?

 

Henriette Ich finde es spannend, den Studierenden und mir selber neue Perspektiven und Räume zu eröffnen. Die Studienzeit ist ein großer und wichtiger Abschnitt, da sind Blickwinkel außerhalb unseres Studiums faszinierend und bringen Abwechslung. Die Flat eröffnet den Studierenden niederschwellig Zugang zu tollen kulturellen Ereignissen und ist damit ein wichtiges Projekt, besonders unter der Perspektive von Klassismus. Wir unterstützen sie als Uni, weil Theater, Oper und Schauspiel ein großer spannender Teil der Kulturszene Hannovers sind und es ein einmaliges Angebot für die Studierenden ist.

 

Lioba Ich habe begonnen mich im AStA zu engagieren, um etwas zurückzugeben. Mittlerweile kenne ich mich in der Hochschulpolitik ganz gut aus, habe insofern selbst viel lernen können, und sehe einmal mehr wichtig studentisches Engagement ist! Wir als Studierende sind ein entscheidender Teil von Unis und dürfen und sollen daher auch mitentscheiden. Dazu gehört bei meinem Referat die Betreuung der Theaterflatrate. Damit haben Studierende einen leichten und extrem günstigen Zugang zu den Veranstaltungen von Staatsoper und dem Schauspiel. Das finde ich eine gute Errungenschaft, da dadurch alle Studis Teil solcher Veranstaltungen sein können, egal ob sie schon viele Berührungspunkte damit hatten. Das fördert die kulturelle Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen und politischen Themen. Manchmal eröffnen einem Stücke eine ganz andere Perspektive, manchmal bereiten sie einem Freude und manchmal sagt einem ein Stück vielleicht auch gar nicht zu.

 

An der HMTMH hat die Flatrate bestimmt auch nochmal eine ganz andere Bedeutung?

 

Lioba In jedem Fall unterstützen wir als Uni die Theaterflat insbesondere, da sie für viele unserer Studierenden das spätere Arbeitsumfeld wird. Aber auch für diejenigen, die später in anderen Bereichen unterwegs sind, ist die Möglichkeit, so günstig Stücke besuchen zu können, unschlagbar.

 

Elisa Durch meine Arbeit im Bereich Kultur bei uns im AStA habe ich Hannover nochmal von einer ganz anderen Seite kennengelernt. Wenn man in der Region auf dem Land aufgewachsen ist bekommt man meistens nicht mit, was für ein breites kulturelles Angebot Hannover eigentlich besitzt. Außerdem wollte ich dem Klischee entgegenwirken, dass wir Studis eigentlich permanent nur Bierpong spielen wollen und Kultur für uns quasi gestorben ist. Das Interesse besteht auf jeden Fall, nur viele Events im Bereich Kultur erreichen die Studis nicht immer, dabei möchte ich helfen! Als ich zum ersten Mal von der Flat gehört habe, war ich sehr überrascht, dass sowas überhaupt möglich ist. Spontan und gleichzeitig kostenlos Opern und Theaterstücke schauen, das ist meiner Meinung nach einzigartig und niedrigschwelliger und auch gerechter kann Kultur nicht gestaltet werden. Sie bietet die Möglichkeit, dass auch Studis mit kleinem Geldbeutel sowas erleben dürfen und das ist wirklich eine tolle Sache. Wir möchten unsere Studis das kulturelle Angebot Hannovers näherbringen und wirklich jeden dafür begeistern. Gleichzeitig möchten wir damit auch das Klischee aufräumen, dass nur ältere Menschen z.B. eine Oper besuchen und Hannovers Staatstheater unterstützen.

 

Was war dein persönliches Highlight im Zusammenhang mit der Flatrate?

 

Henriette Mein persönliches Highlight sind die Einblicke in die Arbeit hinter den Kulissen und die Studierenden-Salons als besonderes Format für die Studis mit Disskusionsräumen und Party. 

 

Lioba Highlight sind für mich die Studi-Salons. Diese richten sich explizit an Studierende und ermöglichen neben dem Kennenlernen anderer Personen aus Hannover auch eine tiefere Auseinandersetzung mit Themen über eine Podiumsdiskussion, die an ein Stück anschließt.

 

Elisa Ich war sehr glücklich, dass ich in diesem Jahr zum ersten Mal zwei Studi-Salons mitmachen durfte und natürlich war mein Highlight, dass ich am Ende sogar eine Diskussionsrunde komplett moderieren durfte. Dadurch konnte ich mich noch auf eine ganz persönliche Art und Weise mit einbringen. 

 

Was interessiert euch als Studierende am Konzept des Studierenden-Salon?

 

Elisa Am wichtigsten ist eigentlich, dass der Studi-Salon noch den Raum bietet, nach dem Stück oder der Oper zu quatschen und nicht direkt wieder nach Hause zu gehen. Außerdem fördert der Salon auch die Vernetzung zwischen den teilnehmenden Hochschulen und Universitäten und das geht natürlich auch besonders gut, wenn man danach noch gemeinsam feiern kann.

 

Viele sind neu in Hannover zu Beginn eines Semesters. Was ist, wenn ich als "Ersti" noch niemanden kenne, um gemeinsam Oper, Ballett und Konzert zu besuchen?

 

Henriette Ich glaube man kann diese Events auch gut allein besuchen und vor Ort neue Kontakte knüpfen. Es ist auch eine besondere Möglichkeit auf Menschen außerhalb des eigenen Studi-Umfeldes zu stoßen. 

 

Lioba Dann empfehle ich die Studi-Salons! Wie eben erwähnt, gibt es nach dem Drama noch bei Diskurs und Disko die Möglichkeit andere Studis kennenzulernen. Falls du aber auch dazu ungern allein möchtest, frag doch mal in deiner Ersti-Gruppe herum. Über so ein gemeinsames Event ist es manchmal noch leichter Kontakte zu knüpfen. Vielleicht bildet ihr ja auch den Anfang einer Gruppe, die regelmäßig zusammen ins Theater geht?

 

Wie nimmst du das Staatstheater wahr, was findest du gut, was sollte sich vielleicht noch ändern?

 

Lioba Für mich schließen Staatsoper und Schauspiel in der Stückwahl und -umsetzung viel an aktuelle politische und gesellschaftliche Debatten an. Ich finde, damit wird der Auftrag der politischen Bildung gut erfüllt. Die Zugänglichkeit für alle könnte jedoch noch reflektiert und verbessert werden. Die Theaterflatrate ist dafür bereits eine gute Sache. Dadurch, dass die Kulturveranstaltungen der Staatstheater so auch über Studierendenvertretungen und mit günstigem Eintritt beworben werden, vergrößert sich das Publikum bereits. Aber auch außerhalb akademischer Kontexte könnten Kooperationen oder mehr Mitmach-Angebote geschaffen werden. Die Vorstellung staatlicher Kulturhäuser als Elfenbeintürme müssen aufgebrochen werden. Sie sind für alle da und sollten daher auch für alle zugänglich sein - auch wenn eine Person die zugehörigen kulturellen Codes nicht oder noch nicht kennt.

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