Michael Börgerding, der Generalintendant des Theater Bremen, ist am Sonntag, den 12. Januar 2025 nach schwerer Krankheit gestorben. Er wurde 64 Jahre alt.

Der 1960 im niedersächsischen Lohne geborene Börgerding begann seine Theaterlaufbahn nach einem Studium der Germanistik, Soziologie und Philosophie in Göttingen am dortigen Jungen Theater als Dramaturg und Regisseur. 1993 kam er als Chefdramaturg unter der Intendanz Ulrich Khuons ans Schauspiel Hannover, wo er für sieben Jahre prägend für dieses Theater war. Er wechselte 2000 gemeinsam mit Khuon an das Thalia Theater Hamburg, wo die Zusammenarbeit mit Sonja Anders als Dramaturgin begann. In Hamburg wurde Börgerding dann 2005 Direktor der Theaterakademie (HfMT) und im Jahr 2010 schließlich Generalintendant des Theater Bremen; eine Stelle, die er zu Beginn der Spielzeit 2012/13 antrat und bis zuletzt innehatte.

Das Theater verliert mit Michael Börgerding einen Menschen mit weitem Herzen und klugem Hirn. Jemanden, der immer vom Menschen als Zentrum der Arbeit, der Struktur, des Betriebs ausging. Das Abstrakte war ihm fremd, obwohl er stets im Denken, im Entwickeln begriffen war, war dieser Vorgang nie aus der Wirklichkeit und seinen Notwendigkeiten losgelöst. Sein Ausgangspunkt war in großer Zugewandtheit der Mensch und dessen Eingebundenheit in die Welt. Dieses Wechselverhältnis hat er als Theaterleiter, Dramaturg und Autor ausgelotet, erforscht, praktisch erprobt und verändert. Er begriff die Struktur des Theaters als eine organische, ein Gespräch als sensiblen Vorgang, das Leben als Balance von Rückzug und Konzentration der Kräfte. Er schrieb vor kurzem: „Man muss das Neue, das Andere üben.“ In gewisser Weise erzählt dieser Satz viel über Michael. Ihm wohnt eine Neugier inne und gleichzeitig das Wissen, dass der Mensch die Routine braucht, um zu leben. Diese Gleichzeitigkeit, der sich eigentlich widersprechenden Eigenschaften von Veränderung und Gewohnheit zusammenzubringen, beschreibt Michael in seiner Weichheit, die auf das Gemeinsame, das Integrative, das Verbindende setzt und darin radikal ist.

Alexander Kluge, den er ebenfalls verehrte, schrieb einmal: „An ein Prinzip Hoffnung glaube ich nicht, aber ich bin sicher, dass es eine seelische UNTERGRUND-ARMEE gibt, die von hoffnungsvollen Annahmen ausgeht.“

Lieber Michael, für uns warst du eine Untergrundarmee, die hoffnungsvolle Annahmen gelebt und in die Wirklichkeit überführt hat.

Für uns war er ein kluger und inspirierender Gesprächspartner, ein großzügiger Kollege und guter Freund. Seine Art, die Dinge so zu benennen, wie er sie wahrnahm, war ihm eigen und immer gepaart mit Wärme und Tiefe. Michael Börgerding war ein leidenschaftlicher, stets politisch denkender Streiter für das Theater, das nun ohne ihn ein stückweit ärmer ist. Wir werden ihn sehr vermissen.
Unser Beileid und tiefes Mitgefühl gilt seiner Familie, seinen Freunden und allen Mitarbeitenden des Theater Bremen.

Sonja Anders und Nora Khuon 

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