Hannah Kendall

Hannah Kendall, 1984 in London geboren, schreibt Musik für Solo, Ensemble und Orchester, für Stimmen und Instrumente, für den Konzertsaal und die Bühne. Ihr Werkverzeichnis umfasst Kammermusik, Orchestermusik und eine Kammeroper: The Knife of Dawn über den guyanischen politischen Aktivisten und Autor Martin Carter, 2016 im Roundhouse‘s Sackler Space in London uraufgeführt, 2020 am Royal Opera House neu herausgebracht. In Zusammenarbeit mit dem Autor Rick Holland entstanden mehrere Chorwerke und Songs; gemeinsam mit dem Choreografen Symeon Kyriakopoulos schuf Kendall das Tanzstück Labyrinthine.
In den letzten Jahren haben Hannah Kendalls Orchesterwerke in Großbritannien und den USA große Aufmerksamkeit erregt: Spark Catchers, 2017 uraufgeführt durch das Chineke! Orchestra in der Royal Albert Hall, Disillusioned Dreamer (Berkeley 2018), Tuxedo: Vasco 'de' Gama (BBC Symphony Orchestra 2020) und Kanashibari (Seattle 2021). Ihre Werke werden von Orchestern wie dem BBC Symphony Orchestra, City of Birmingham Symphony Orchestra, London Symphony Orchestra, Boston Symphony Orchestra, New York Philharmonic, San Francisco Symphony Orchestra, Seattle Symphony Orchestra, Ensemble Modern, London Sinfonietta, Riot Ensemble und dem Hallé Orchestra gespielt. Dirigenten wie Andris Nelsons, Sakari Oramo und Esa-Pekka Salonen haben Kendalls Werke auf ihre Programme gesetzt. Auch in Deutschland etabliert sich ihre Musik allmählich: 2020 spielte das Ensemble Modern eines ihrer Werke im Rahmen des Programms „Afro-Modernism in Contemporary Music“, das 2021 bei MaerzMusik in Berlin zu hören war. 2022 erhält Hannah Kendall den Hindemith Preis des Schleswig-Holstein Musik Festivals. Das Niedersächsische Staatsorchester Hannover spielt Disillusioned Dreamer im Dezember 2022 als europäische Erstaufführung.
Hannah Kendalls Weg zum Komponieren verlief nicht geradlinig: Bereits als Siebenjährige hörte sie zwar gern Barockmusik, spielte Geige und Klavier. Selbst zu komponieren kam ihr lange nicht in den Sinn – schließlich waren der Britin mit südamerikanisch-karibischen Wurzeln nach eigener Aussage keine »black composers« als Vorbilder bekannt. So absolvierte sie zunächst einen Master in Kulturmanagement am Royal Welsh College of Music and Drama und arbeitete als Pressesprecherin am Barbican Centre London, Europas größten Veranstaltungsort für verschiedene Kunstrichtungen. In ihren Zwanzigern fiel dennoch die Entscheidung für das Kompositionsstudium. Sie absolvierte den Masterstudiengang in Advanced Composition am Royal College of Music bei Kenneth Hesketh, unterstützt vom Arts and Humanities Research Council, dem Royal College of Music Study Award und dem RVW Trust. Zurzeit lebt Hannah Kendall in New York und promoviert im Fach Komposition an der Columbia University.