Hannah Kendall

Die Komponistin Hannah Kendall ist Britin mit guyanischen Wurzeln, wurde 1984 in London geboren und lebt in New York City. Sie ist Doktorandin für Komposition an der Columbia University bei Georg Friedrich Haas und George E. Lewis. Davor studierte sie Gesang und Komposition an der University of Exeter und erwarb einen Master-Abschluss am Royal College of Music. Kendall ist Trägerin des Hindemith-Preises 2022 für Komposition.

Hannah Kendalls Musik ist bekannt für ihre sorgfältigen Arrangements und ihr immersives Welten-Bauen. Sie ist von auffälligen und oft polarisierenden Dynamiken geprägt und untergräbt gern die Erwartungen des Publikums. Kendalls Musik basiert zwar auf intensiven Momenten, ist aber auch erstaunlich komplex und manövriert mit winzigen Tendenzen, die sich erst beim weiteren Hören entfalten. Ihren einzigartigen Stil beschreibt die Komponistin selbst: „Suggestive Bilder innerhalb dramatischer Konstrukte bilden die Hauptbestandteile meines Kompositionsstils. Manchmal greife ich auf Aspekte meines afrikanisch-karibisch-europäischen Erbes zurück. Ich versuche Wege zu einem tieferen Verständnis zu finden, wie kulturelle Entdeckungen die Ästhetik meiner Musik beeinflussen können.“

Mit ihrer Arbeit würdigt Hannah Kendall zeitgenössische Traditionen und stellt sie gleichzeitig in Frage. Ihre Anregungen bezieht sie aus ihrer Intuition, überraschenden Erlebnissen, der Weltgeschichte sowie anderen Kunstformen. Ein besonderes Anliegen der Komponistin ist daher auch der künstlerische Austausch mit Choreograf:innen, Dichter:innen und Kunstgalerien. So entstanden in Zusammenarbeit mit dem Dichter Rick Holland mehrere Chorwerke und Songs. Gemeinsam mit dem Choreografen Symeon Kyriakopoulos schuf Kendall das Tanzstück Labyrinthine (2009).

Weithin bekannt gewordene Werke von Hannah Kendall sind u. a. Disillusioned Dreamer (2018) (vom Niedersächsischen Staatsorchester am 4. und 5. Dezember 2022 aufgeführt), sowie die Kammeroper The Knife of Dawn (2016) über die Inhaftierung des guyanischen politischen Aktivisten Martin Carter.
Sie hat mit Ensembles wie dem London Symphony Orchestra, dem BBC Symphony Orchestra, dem Boston Symphony Orchestra, dem LA Philharmonic, dem New York Philharmonic, dem Seattle Symphony Orchestra, The Hallé, dem Ensemble Modern und der London Sinfonietta zusammengearbeitet.