Grußwort zur Spielzeit 2023/24

Liebes Publikum,

es liegt eine Spielzeit hinter uns, in der wir uns wieder begegnen konnten: Wir haben über Stücke, Stadt und Welt diskutiert, über Fragen des Miteinanders gestritten und viel gelacht. Dies sollten wir fortsetzen!

Für die Spielzeit 2023/24 sind Klassiker geplant – tragisch, komisch und musikalisch – sowie viele Uraufführungen. Die Vielfalt unserer Gesellschaft wird weiterhin Thema sein, die Verschiedenheit von Menschen, Sichtweisen und Geschichten ein Motor. Ein Fokus liegt in dieser Saison auf der Fragilität des Menschen, auf seiner Offenheit und Verletzlichkeit. Natürlich spielen die gegenwärtigen Katastrophennachrichten dabei eine Rolle: Wie reagiert der Mensch auf Gewalt, auf Kränkung oder Ungerechtigkeit? Was stabilisiert, was zerstört seine Verbindung zur Welt? Was lernen wir aus der Gegenwart? Wie gestalten wir unsere Zukunft?

Die Uraufführung von Michel Friedmans Fremd erzählt von der Suche nach Zugehörigkeit und fragt, wie ein Wir aussehen könnte, das für alle offen ist. Und auch der kleine Prinz von Antoine de Saint Exupéry sucht in einem materialistisch ausgerichteten Universum nach der Verbindung zwischen Erkennen und Lieben. Neben zarten Charakteren werden Sie Max Frischs Brandstifter und Shakespeares Richard III. erleben, deren Kalkül und Machtstrategien verblüffend heutig erscheinen. Umso wichtiger ist es, Gerechtigkeit von allen Seiten zu beleuchten, wie es Sivan Ben Yishais neue Version von Ibsens Nora oder Suzie Millers Prima Facie tun.

„Klarer sehen, tiefer fühlen, mutiger handeln“, so beschreibt der Philosoph Cornel West die Aufgabenstellung für unsere Zeit. Der Blick, mit dem wir etwas betrachten, die Tiefe, mit der wir fühlen, und der Wille, mit dem wir handeln, sind für ihn Wegpunkte einer grundlegenden gesellschaftlichen Solidarität. Wenn unsere Wirtschafts und Weltordnung an ihre Grenzen stößt, braucht es neue Ideen. Und die können wir nicht allein entwickeln.

Wir freuen uns auf Sie!
Ihre Sonja Anders und Team