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Nach Ende einer Vorstellung verirrt sich eine junge Frau in den leeren Theatersaal und trifft dort auf einen Mitarbeiter des Theaters. Sie ist Autorin, er Regisseur. Doch sie geben sich nicht als solche zu erkennen. Er verwickelt sie in ein Gespräch, will wissen, wie ihr der Theaterabend gefallen hat. Schnell zeigt die junge Frau eine immense Wut: Auf den katastrophalen, leblosen Theaterabend, auf den unreflektierten Sexismus, der ihr Tag für Tag begegnet. Sie ist wütend, dass ihre Stimme nicht gehört wird und dass sie in einer Welt leben muss, die von mittelalten, weißen Männern wie ihrem Gegenüber gestaltet wird. Das kommerzielle Potenzial ihrer Wut macht ihn an.
Hicksons Autorin fordert das Leben, die Kunst, die Liebe, die Geschichte, eigentlich die ganze Welt heraus. Sie wird nicht müde, immer neue Szenarien einer vermeintlich besseren Welt zu ent- und wieder zu verwerfen. Dabei nimmt sie die Zuschauer*innen mit auf eine Reise jenseits von Theaternormen und in die Untiefen des kreativen Schaffensprozesses.
Ella Hickson war für The Writer für den Susan Smith Blackburn Preis 2019 nominiert.
Die Regisseurin Friederike Heller studierte Regie an der Theaterakademie Hamburg und inszeniert unter anderem am Staatsschauspiel Dresden, am Deutschen Theater Berlin und an der Schaubühne Berlin.
nachtkritik.de
Falk Schreiber
Und immer, wenn man das Gefühl hat, dass die Protagonist*innen weniger echte Menschen als Diskursträger*innen sind, schlägt Hickson einen Haken, wird das klug gebaute Stück zum angetäuschten Well Made Play, zur Podiumsdiskussion (mit Fake-Publikumsbeteiligung), in einer kaum spielbaren feministisch-sexuellen Utopie zur Mischung aus Seventies-Disco, Esoterik-Workshop und Ausdruckstanz. Ist aber alles nur Spaß, der hier immer mitgedachte doppelte Boden erdet das Geschehen zuverlässig ironisch. Freilich sehen diese ständigen Szenen- und Stilwechsel in Sabine Kohlstedts spektakulärer Ausstattung wirklich beeindruckend aus.
Neue Presse
Jörg Worat
Geht Kunst ohne Kommerz? Und geht Theater, jetzt mal unabhängig von Geschlechterfragen, ohne Hierarchien? Ganz neu sind diese Fragen natürlich nicht, aber selten werden sie so griffig aufbereitet, weil die Balance – ein wenig schräg klingt das angesichts des Themas ja schon – zwischen Anspruch und Unterhaltung stimmt: An diesem Abend darf und soll auch gelacht werden.
Hannoversche Allgemeine Zeitung
Jan Fischer
Mit „The Writer“ hat die britische Theaterautorin Ella Hickson 2017 ein Stück verfasst, das den Nerv der Zeit traf und trifft: Es geht um Macht und Machtgefälle, um Feminismus, um Gleichberechtigung, gerade auch in den Strukturen des Theaters.