Schauspiel
von Ayşe Güvendiren
in deutscher und türkischer Sprache mit deutschen Übertiteln
gefördert durch den Preis des Körber Studio Junge Regie 2021
Premiere
22. April 2023
ca. 1 Stunde 30 Minuten, keine Pause
Uraufführung
Koproduktion mit den Münchner Kammerspielen
für Jugendliche ab 16 Jahren und Erwachsene
Termine und Karten













Inhalt
„Ein Kampf zwischen David und Goliat“ – diese auf die Bibel zurückgehende Redewendung beschreibt heute immer noch eine gewaltvolle Situation, in der eine scheinbar schwächere Person oder Gruppe auf einen größeren, stärkeren Gegner trifft. Manchmal gewinnt der Underdog David auf eine ungewöhnliche und überraschende Art und Weise, oft genug aber endet der Kampf trotz Widerstand zugunsten des Riesen Goliat.
Regisseurin Ayşe Güvendiren untersucht den Mythos dieses Zweikampfes, um ihn auf zeitgenössische Konfliktzonen zu übertragen. Sie thematisiert dabei auch die Kontroverse über konkurrierende Erinnerungen, in die sie geriet, als sie begann, sich mit dem Fall Halim Dener zu beschäftigen. Dieser wurde 1994 von einem SEK-Beamten am Steintorplatz in Hannover erschossen. Er war 16 Jahre alt. Stück für Stück rekonstruiert sie ihre persönliche Involvierung in diesem skandalösen Fall von Polizeigewalt, der von deutscher, kurdischer und türkischer Seite zugleich vereinnahmt wird. Immer wieder drängt sich dabei die Frage auf: Wie politisch sind Erinnerungen?
Ayşe Güvendiren studierte Jura, Theaterwissenschaft und Kunstgeschichte, bevor sie ihre Regieausbildung an der Otto-Falckenberg-Schule in München begann. Mit ihrer Diplominszenierung R-Faktor. Das Unfassbare gewann sie das Körber Studio Junge Regie 2021.
Inhaltshinweis:
Diese Inszenierung zitiert rassistisch motivierte Schilderungen. Sie zeigt visuelles Material im Zusammenhang von Polizeigewalt und kann möglicherweise retraumatisierend wirken.
Pressestimmen
Süddeutsche Zeitung
„Die Geschichte um Halim Deners Tod ist ein Minenfeld, und der Hindernislauf zur Inszenierung wird auf der Bühne in der Vielfalt der einzelnen Stimmen dokumentiert. (…) Verschwenderisch rasant, aber immer zweckgebunden ziehen einen die theatralen Mittel durch die eineinhalb Stunden.“
Neue Presse
„Im kleinen Ballhof Zwei (ist) eine Inszenierung zu sehen, die dazu angetan ist, eine breite öffentliche Debatte anzustoßen. Regisseurin und Autorin Ayşe Güvendiren erzählt darin eine Tragödie biblischen Ausmaßes: den Fall Halim Dener. (…) „Halim Dener – das war Mord!“, ruft eine Premierenzuschauerin in die atemlose Stille, als das Licht ausgeht und noch bevor der energische Applaus aufbrandet. Güvendiren holt dazu den jüngeren Bruder Deners auf die Bühne, der gerade in Deutschland Asyl sucht, und die Anwälte Hans-Eberhard Schultz und Ralf Gössner, die die Familie damals vertraten. Tief bewegt wirken sie. Theater kann kaum relevanter sein.“
Mit freundlicher Unterstützung
