Schauspiel

Amphitryon

Tragikomödie von Heinrich von Kleist

ca. 1 Stunde 40 Minuten, keine Pause

Termine und Karten

Für diese Produktion sind leider derzeit keine weiteren Termine geplant.

„Wie kann ich sein, wenn ich meiner selbst am anderen irre werden muss?“
Was passiert, wenn ich nicht mehr mit Sicherheit sagen kann, wer ich bin? Wenn das, was ich getan habe, nicht mit der Wahrnehmung meines Gegenübers übereinstimmt? Was bleibt mir, wenn das innerste Gefühl keine Antwort mehr darauf zu geben weiß, wen ich liebe?
Kleists Fragen zielen auf den Kern unserer Identitätskonstruktion und dafür setzt er die Figuren seines Lustspiels einer Versuchsanordnung der besonderen Art aus: Alkmene erwartet die Rückkehr ihres geliebten und ver­missten Ehemanns Amphitryon aus dem Krieg. Am Abend vor seiner Ankunft erscheint Jupiter in Gestalt Amphitryons und verbringt eine Nacht mit Alkmene. Sie bemerkt nicht, dass ein Gott das Bett mit ihr teilt, und als sie mit dem tatsächlich heimgekehrten Ehemann das Glück der vorigen Nacht heraufbeschwören will, wähnt dieser Schreckliches. Denn er war ja nicht da. Alle Sicherheiten schwinden, und die Krise um das eigene Ich bricht genauso hervor wie das Misstrauen gegenüber dem Gegenüber.
Der ehemalige Offizier Heinrich von Kleist verwandelte 1807 die gleichnamige äußere Verwechslungskomödie Molières in eine innere Verwechslungstragödie. Stephan Kimmig, bekannt für seine sensiblen Auseinandersetzungen mit menschlichen Innenwelten, untersucht Kleists Tragikomödie auf die psychologischen Untiefen der*des Einzelnen in unserer Gesell­schaft. Nach seinen Inszenierungen von Platonowa und Dance Nation arbeitet er mit Amphitryon zum ersten Mal im Ballhof.

Deutsche Bühne

„Mit ihrer umwerfenden Mischung aus Virtuosität, Urkraft und Echtheit, der so oft ventilierten Authentizität, vermittelt Amelle Schwerk wie nebenbei das Prinzip der Aufführung. (…) Was Amelle Schwerk und Lukas Holzhausen anstellen, ist schlicht an- teilweise auch aufregend, brillant und charmant, sinnlich und uneitel. Es gelingt fantastisches Theaterspiel. Tabitha Frehners Leidenschaft (als Alkmene) reißt mit und Fabian Dotts sensibler, leidensfähiger Charos hält mühelos mit.“

Hannoversche Allgemeine Zeitung

„Besetzt sind die Rollen fabelhaft. (…) Holzhausen spielt auf fesselnde Weise, ist als Jupiter laut und machohaft, zeigt aber auch die Kehrseite, das Liebesbedürfnis des immer nur verehrten Göttervaters. Man spürt beide Wesen in demselben Körper, wie sie miteinander ringen – etwas, das Kleist gar nicht vorgesehen hatte, das aber absolut überzeugend wirkt. Atemberaubend ist auch Tabitha Frehner als eine Alkmene, die in ihrem langen, wie mit Rissen versehenen Kleid (Kostüme: Anja Rabes) schier irre wird.“

Neue Presse

„Kleist-Spezialist Stephan Kimmig unternimmt in seiner Inszenierung der klassischen Tragikomödie eine Ausweitung der Kampfzone: ins Innere, ein unsteter Grund. Die Setzung funktioniert und das ist den Darstellenden zu verdanken. Wie Holzhausen mit sich selber kämpft, wie er mit knappen Änderung von Haltung, Habitus und Stimmfärbung die unterschiedlichen Bewusstseins spielt, ist ein Fest. Und eine Freude ist es, zu erleben, mit welcher Chuzpe sich Amelle Schwerk in Sosia wirft – urkomisch. Fabian Dott stellt mit seiner weichen Darstellung Geschlechterrollen auf den Kopf und damit in Frage. Tabitha Frehner legt ihre Rolle mit einer Stärke an, dass man gar nicht so genau wissen will, wofür sie wohl ihre Ellbogenschoner hinter den Kulissen braucht.“

Programmheft zu „Amphitryon“
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