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Es klingt absurd. Ein Mädchen soll sterben, damit ein anderes heimgeholt werden kann. Demütigung und Schande wollen die Griechen überwinden im Sieg über die Barbaren, doch dieser wird auf dem Tod eines Kindes fußen. Wo endet die Zivilisation und übergibt sich selbst der Barbarei? Euripides’ Männerfiguren sind längst in der Wildnis gestrandet, die keinen Schutzraum der Menschlichkeit kennt. Der unbedingte Siegeswille regiert. Also muss Iphigenie sterben. Sie gehört nicht sich, sondern dem Volk. Doch sie stirbt nicht. Von der Göttin Artemis vom Opferaltar gerettet, lebt sie bei den Taurern weit entfernt ihrer Heimat und krempelt die dortige Gesellschaft um. Wärme, Vernunft, Humanität scheinen möglich, bis es einmal mehr darum geht, wem Iphigenie gehört. Das Spiel beginnt erneut.
Anne Lenk wird die Geschichte Iphigenies von der Opferung in Aulis bis hin zur Selbstermächtigung in Tauris inszenieren und eine Verbindung von Euripides’ und Goethes Texten suchen. Die Normalität der Grausamkeit des Menschen ist ein immer wiederkehrendes Thema in Lenks Arbeiten. Dabei stellt sie diese nicht aus, sondern sucht analytisch und genau nach deren Zartheit und innerer Logik.
Frankfurter Allgemeine Zeitung
Ruhig und gelassen lässt Lenk ihr Ensemble auftreten, gibt ihm Zeit, um die geschilderten Grausamkeiten zu fühlen und die Eigenarten der Figuren auszuspielen. […] Torben Kesslers variantenreiches, scheinbar unkontrolliert bewegliches Spiel, mit dem er in kurzer Zeit die Charakterkonturen seiner Figuren absteckt, ist beeindruckend.
Hannoversche Allgemeine Zeitung
Ein packendes, dreistündiges Doppel. […] Diese böse Familiengeschichte kommt einem ganz nah. Das Schweigen im Publikum hat hier eine ganz eigene Intensität. Man merkt: Die Leute sind gepackt. Diese Wirkung erschafft die Regisseurin durch Konzentration, durch coolen Stilwillen […] und durch den Einsatz hervorragender Schauspieler.
Neue Presse
Eine junge Frau, beinahe noch ein Mädchen, die Euripides-Iphigenie. […)] Seyneb Saleh legt sie umwerfend an als junges Ding, das nicht recht weiß, was es sagt, das aber mit Nachdruck tut. […] Grandios in dieser Inszenierung ist das optische Konzert aus Kostüm- und Bühnenbild.