Schauspiel

Blutbuch

nach dem Roman von Kim de l’Horizon
in einer Fassung von Ran Chai Bar-zvi und Michael Letmathe

Deutsche Erstaufführung

ca. 2 Stunden, keine Pause

Termine und Karten

Do, 26.12.2024 | 19:00 – 21:00 Uhr
24,00 € | erm. ab 6,00 €
Ballhof Zwei |  
zum 25. Mal |  
24,00 € | erm. ab 6,00 €
So, 12.01.2025 | 19:00 – 21:00 Uhr
24,00 € | erm. ab 6,00 €
Ballhof Zwei |  
anschließend Publikumsgespräch |  
24,00 € | erm. ab 6,00 €
Fr, 28.02.2025 | 19:30 – 21:30 Uhr
24,00 € | erm. ab 6,00 €
Ballhof Zwei |  
Einführung 18:45 Uhr | nur noch wenige Vorstellungen |  
24,00 € | erm. ab 6,00 €

Weitere Termine sind in Planung.

„Wenn ich an dich denke, denke ich an all die Dinge, die wir uns nie sagen konnten und nie sagen können.“
Bisher erzählte immer Großmutter die Familiengeschichten. Aber sind sie wirklich so passiert? Oder hat die meist mies gelaunte alte Dame die Vergangenheit so gefärbt, wie sie es wollte? Jetzt, wo ihre Erinnerungen allmählich verblassen, ist es für die Hauptfigur in Blutbuch an der Zeit, selbst in die Geschehnisse einzutauchen. Eine turbulente Odyssee durch ihre eigene Biografie beginnt. Dabei stößt sie auf Ereignisse, die aufwühlen, an die sie nicht erinnert werden möchte. Doch immer wenn ein warmer Sommerwind durch die Blutbuche im Garten weht, schöpft sie wieder Kraft und schreibt die Familiengeschichte neu. Ihre Version der Geschichte. Früher fühlte sich ihr eigener Körper fremd an, wie abkoppelt von dem Selbst. Heute identifiziert sie sich als nicht binär. Ihr neugewonnenes Bewusstsein bietet ihrem Körper zum ersten Mal ein Zuhause.
Kim de l’Horizons unter anderem mit dem Deutschen und dem Schweizer Buchpreis prämierter Debütroman gleicht formal und inhaltlich einem Kaleidoskop, so schimmernd und kontrastreich, wie Persönlichkeiten es sind, die das Schubladendenken als obsolet entlarven.
Blutbuch ist die dritte Arbeit des Regisseurs und Bühnenbildners Ran Chai Bar-zvi am Schauspiel Hannover. Wie Kim de l’Horizons Versuch, alte Zuschreibungen zu durchbrechen und neue Möglichkeitsräume zu öffnen, wird die Inszenierung von Ran Chai Bar-zvi durch die Genres springen und nach neuen Erzählformen forschen.

Kurt-Hübner-Regiepreis für Regisseur Ran Chai Bar-zvi
Der Kurt-Hübner-Regiepreis geht 2024 an den Regisseur und Bühnenbildner Ran Chai Bar-zvi für seine Inszenierung von Blutbuch. Der Kurt-Hübner-Regiepreis wird jährlich durch die Stadt Bensheim und die Deutsche Akademie der Darstellenden Künste vergeben. Er ist mit 5.000 Euro dotiert.
In der Jurybrgründung heißt es: „Ran Chai Bar-zvi begegnet selbst großen, existentiellen Stoffen immer mit Leichtigkeit und einem unglaublichen Instinkt für Unterhaltung, er öffnet die Vorgänge auf der Bühne hin zum Publikum. Dabei läuft er niemals Gefahr, den ernsten Kern der Stücke zu verharmlosen. Die Inszenierung von Blutbuch beginnt mit einer Dragshow im Theatercafé, wo das Publikum mit Witz und Charme auf die Themen des Abends hingeführt wird. Später wird im Theater mit einfachen und zugleich fantasievollen Mitteln – auch die Mittel der Show werden weiterhin eingesetzt – und einem hochengagierten dreiköpfigen Ensemble das von Widerständen, Ängsten, Kämpfen, aber auch von Experimentierfreude geprägte Leben der Erzählfigur auf die Bühne gebracht." Dies geschieht vor einem vornehmlich jungen, begeisterten Publikum, das seit einem Jahr für diese Aufführung ins Staatstheater Hannover pilgert und sich von der Sinnlichkeit des Abends begeistert zeigt."

Inhaltshinweis
Um Sie bestmöglich auf Ihren Besuch vorzubereiten, haben wir zu unserer Inszenierung von Blutbuch ein paar Inhaltshinweise für Sie zusammengestellt. Die unten gelisteten Elemente sind so objektiv wie möglich erfasst worden, dabei kann jedoch kein Anspruch auf Vollständigkeit erhoben werden.

Thematisierung von:
- physischer, psychischer und sexualisierter Gewalt
- rassistischer und antisemitischer Sprache
- expliziten sexuellen Handlungen

Warum informieren wir über sensible Inhalte?
Jede:r von uns bringt individuelle Erlebnisse und Erfahrungen zu einem Theaterabend mit, jede:r erlebt das Dargestellte unterschiedlich. Bestimmte Themen, Darstellungen oder sensorische Reize können überfordernd, belastend, verletzend oder retraumatisierend sein. Informationen zu sensiblen Inhalten sollen betroffenen Personen als Hilfestellung dienen, um sich auf einen Vorstellungsbesuch vorzubereiten und selbstbestimmt zu entscheiden, ob sie sich mit den genannten Inhalten und Darstellungen auseinandersetzen wollen.

Hannoversche Allgemeine Zeitung

„Kim de l’Horizons Text ist ein Aufschrei, eine Anklage und eine Befreiung. (…) De l’Horizon schreibt an gegen diesen „Kokon aus Schweigen, Scham und Scheinheiligkeit“. Und das Theater spielt dagegen an. (…) Regisseur Ran Chai Bar-zvi (…) bringt das alles mit viel Stilgefühl und einem guten Gefühl für Timing zusammen.“

Neue Presse

Blutbuch ist ein ungewöhnliches Buch mit drastischen Elementen, vielen spannenden Perspektivverschiebungen, erstaunlich poetischen Passagen und dem merklichen Bestreben neu und anders zu erzählen. Die Inszenierung und eigentliche Uraufführung ist dem Buch sehr gerecht geworden.“

NDR Kultur

„Man merkt, dass dieses Leid der Schauspielenden, diese Scham, aber auch dieser heroische Triumph des sich Immer-Wieder-Aus-Zwängen-Befreiens, echt ist. Ein wahrer Gänsehaut-Moment. (…) Am Ende folgen minutenlanger, tobender Applaus und Standing Ovations. (…) Aus dem Leben von Kim de l'Horizon gewebt und durch die Erlebnisse der Schauspielenden angereichert, schafft es die Aufführung für einen Moment, dass das Publikum und die Darstellenden zu einer Community verschmelzen.“

Die deutsche Bühne

„De l’Horizons Blutbuch ist gleichzeitig poetisch und brutal, der Inhalt dicht. (…) Neben der tollen Ensembleleistung wird dem Publikum vor allem eines geboten: Eine Show, die anrührend unterhält!“

Nachtkritik

„De l’Horizons mit dem deutschen und dem schweizerischen Buchpreis ausgezeichnetes Blutbuch ist eine feinsinnige, poetische und gleichzeitig brutale Geschichte, die sich lohnt, erzählt zu werden: (…) Schmerzhaft ist diese Geschichte einer Selbstfindung (…) sie produziert aber immer wieder auch ganz wunderbare Bilder. “

Deutschlandfunk Kultur

„Er springt vom sehr rauen Ton zum sehr ruhigen und sehr ehrlichen Erzählen. (…) Es ist eine sehr melancholische Inszenierung, die sich sehr auf den sehr eigenen, lustigen, lustvollen, auch dringlichen, aber auch brutalen Text verlässt. Es ist eine Inszenierung, die es schafft, sehr persönlich und doch eben auch sehr allgemeingültig von Kindheit zu erzählen, von Familie und von Abschied. (…) Das hat sehr gut, sehr stimmungsvoll, sehr atmosphärisch funktioniert – auch getragen durch die sehr guten Schauspieler:innen.“

taz die tageszeitung

„Die Zuschauenden wogen mitklatschend im Takt und sind vollends verzückt (…) Alle sind nun angewärmt, die Herzen offen, die Sinne auf Neugier geschaltet fürs spielerische Auflösen heteronormativer Prägungen (…) Das Publikum reagiert mit Juchzen auf jede queere Geste. (…) Höchst sympathisch ist, wie sich alles zu einem lebensfrohen Wohlfühlabend fügt.“

SRF 2 Kultur

„Regisseur Ran Chai Bar-zvi rahmt die Inszenierung mit einer Drag-Show. Das ist schlau und trifft den Stoff im Kern: Das Spiel von Verwandlungen, Genderfluidität, eigenen und fremden Stimmen, die ineinander verschwimmen. Der Abend beginnt selbst fluide auf einer Schwelle, in einem Übergangssetting zwischen Außenwelt und Theater, nämlich im Theatercafé im Foyer. Die Drag-Queens fordern mit einer exquisiten Show Zuschauergewohnheiten heraus und lassen sich feiern. Anschließend auf der Bühne konzentrieren sich die drei Performer:innen auf einen stringenten Erzählstrang von der Suche nach den Müttern.“

Theater heute

„Pur und doch im besten Sinne poetisch. (…) mit einer Langsamkeit und Ruhe, der der Zauber genauso wie die Zerbrechlichkeit dieses Augenblicks innewohnt. (…) Rohe, dringliche Passagen gehen an diesem Abend nahtlos über in Momente, die eher tänzerisch von der Sehnsucht nach einem eindeutigen Geschlecht erzählen (…) Bar-zvi antwortet, so scheint es, dem mäandernden Text mit einer ebenso mäandernden Inszenierung. Einer mutig mäandernden Inszenierung, der es gelingt, persönlich und doch allgemeingültig von Kindheit, Familie und von Abschied zu erzählen.“

Republik

„Drei großartige Schauspieler:innen. (…) Blutbuch in Hannover ist eine immer wieder von Trauer und Melancholie durchwobene Feier des (queeren) Lebens.“

Programmheft zu "Blutbuch"
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