Schauspiel

Breaking Point

von Alessandro Schiattarella und den Ensembles von Staatsoper und Schauspiel Hannover sowie freien Performer:innen

Eine Koproduktion der Staatstheater Hannover mit dem Festival Theaterformen

in Kooperation mit der Theaterakademie Hamburg

Uraufführung

Relaxed Performance

ca. 1 Stunde 20 Minuten, keine Pause

für Jugendliche ab 12 Jahren und Erwachsene

Termine und Karten

Für diese Produktion sind leider derzeit keine weiteren Termine geplant.

„Nichts über uns ohne uns!“ – Das ist seit langem eine der Forderungen von Menschen mit Behinderungen, und genauso lange kämpfen sie gegen Mauern aus Nichtwissen in der Gesellschaft. Was bedeuten Begriffe wie Ableismus, Crip Time oder Inspirationsporno? „Diese Begriffe sind zu akademisch und zu theoretisch für das Theater“, sagt die Intendantin. „Wer soll da kommen?“ – Wie aber sprechen wir über Behinderungen, wenn uns die Worte dafür fehlen? Vielleicht, indem wir sie uns schenken? Choreograf Alessandro Schiattarella und sein Ensemble feiern – angelehnt an die Nussknacker-Erzählungen von E.T.A. Hoffmann und Peter Tschaikowski – die Freude des Schenkens. In der Produktion Breaking Point erspielen sie ein neues Vokabular, mit dem sie Mauern einreißen und Brücken zwischen unterschiedlichen Erfahrungswelten bauen.
Für den in Neapel geborenen Choreografen und Regisseur Alessandro Schiattarella ist Breaking Point die zweite von ihm geleitete Produktion, die im Rahmen des JUPITER-Programms von der Kulturstiftung des Bundes am Niedersächsischen Staatstheater gefördert wird. Als Tänzer und Performer arbeitete er mit namhaften Künstler:innen zusammen. Er ist von einer seltenen Erkrankung betroffen, die ihn veranlasst, choreografische Projekte im Bereich Behinderung zu entwickeln und dabei insbesondere die „aesthetics of access“ in seine Produktionen zu integrieren. Seine Arbeiten wurden in renommierten Theatern, Kunsträumen und bei namhaften internationalen Festivals gezeigt.

Um Sie bestmöglich auf Ihren Besuch vorzubereiten, haben wir zu unserer Inszenierung von Breaking Point ein paar Inhaltshinweise für Sie zusammengestellt. Die unten gelisteten Elemente sind so objektiv wie möglich erfasst worden, dabei kann jedoch kein Anspruch auf Vollständigkeit erhoben werden.

Thematische Darstellung von
- Ableismus

Breaking Point ist eine sogenannte Relaxed Performance, in der Zuschauer:innen willkommen sind, die oft in Aufführungsräumen ausgeschlossen werden. Dazu gehören zum Beispiel Autist:innen, Menschen mit Tourette, mit Lernschwierigkeiten oder chronischen Schmerzen. Es geht darum, die konventionelle Theateretikette, die Menschen mit Behinderungen oder chronischen Erkrankungen an vielen Stellen ausschließt, so anzupassen, dass diese in einer entspannteren Atmosphäre eine Aufführung erleben können.

- Die Zuschauer:innen können den Theaterraum bereits 30 Minuten vor Vorstellungsbeginn betreten, damit sie sich an die Raumsituation gewöhnen können.
- Das Publikum kann selbst entscheiden, wie es die Aufführung verfolgen möchte. Geräusche und Bewegungen im Zuschauer:innenraum sind erwünscht. Der Raum kann verlassen und wieder aufgesucht werden.
- Die Zuschauer:innen sitzen auf beiden Seiten der Bühne und in den Zuschauerrängen. Sie können zwischen Sitzkissen, Bean-Bags und Stühlen wählen.
- Die Aufführung basiert auf einer Dramaturgie für blinde und sehbehinderte Zuschauer:innen. Zusätzlich gibt es eine Tastführung und eine Audiobeschreibung. Für beide Angebote kann man sich beim Kartenkauf anmelden.
- Es gibt ein Blindenleitsystem im Gebäude des Ballhof Eins

Sprache
- Die Aufführung findet in deutscher und englischer Sprache statt.
- Für die englischen und deutschen Texte wird es teilweise deutsche und englische Übertitel geben. Übertitel bedeutet, dass das gesprochene Wort überall im Bühnenbild in schriftlicher Form erscheint.

Sensorische Auslöser
- Es gibt fünf Darstellerinnen auf der Bühne, eine Opernsängerin, zwei Schauspielerinnen, eine Luftakrobatin und eine Tanzperformerin.
- Die Darstellerinnen kommen immer wieder sehr nah an die Zuschauer:innen heran und sprechen sie auch an. Diese entscheiden selbst, ob sie reagieren wollen.
- Einmal macht eine Darstellerin Luftartistik. Eine andere Darstellerin benutzt gegen Ende des Stücks eine hell erleuchtete Monstermaske.
- Die Stimmen der Darstellerinnen erscheinen in verschiedenen Modi: ohne Verstärkung, mit Verstärkung über Mikrofon, manchmal leise gemurmelt zwischen Flüstern und leisem Sprechen, manchmal laut geschrieen.
- Es gibt oft Hintergrundmusik. An einigen Stellen wird es plötzlich sehr laut, z.B. das Krachen einer Nuss oder Herzklopfen.
- Das Licht auf der Bühne und im Zuschauer:innenraum ist eher gedimmt.
- Hin und wieder gibt es plötzliche Lichtwechsel. Einmal wird es komplett dunkel. Die Notlichter bleiben aber an, damit der Ausgang leicht gefunden werden kann. Zum Schluss des Stückes gibt es Nebel und danach wird es blendend hell. Zum Schutz der Augen wird daher beim Einlass ein Lichtschutz ausgeteilt, damit der Ausgang leicht gefunden werden kann.

Warum informieren wir über sensible Inhalte?
Jede:r von uns bringt individuelle Erlebnisse und Erfahrungen zu einem Theaterabend mit, jede:r erlebt das Dargestellte unterschiedlich. Bestimmte Themen, Darstellungen oder sensorische Reize können überfordernd, belastend, verletzend oder retraumatisierend sein. Informationen zu sensiblen Inhalten sollen betroffenen Personen als Hilfestellung dienen, um sich auf einen Vorstellungsbesuch vorzubereiten und selbstbestimmt zu entscheiden, ob sie sich mit den genannten Inhalten und Darstellungen auseinandersetzen wollen.

nachtkritik

„Ebenso beeindruckend gibt Hofert eine Episode ihrer Kindheit preis (…) Diese Szenen sind die Höhepunkte des Abends, weil sich authentische Aussagen und künstlerisches Spiel, Empathie und Ästhetik gegenseitig bereichern und so den Folgen wie auch Möglichkeiten, idealisierten Körperbildern nicht zu entsprechen, besonderen Nachdruck verleihen.“

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