Schauspiel

Volksfeind

nach Henrik Ibsen

ca. 2 Stunden 30 Minuten, eine Pause

Termine und Karten

Für diese Produktion sind leider keine weiteren Termine geplant.

„Was ich tue, tue ich im Namen der Wahrheit und um meines Gewissens willen.“
Das Kurbad ist der Stolz und das wirtschaftliche Rückgrat der Region. Viele Kranke suchen Linderung durch das Heilwasser, neue Hotels und Restaurants öffnen, die Steuereinnahmen sprudeln. Es sind hoffnungsvolle Zeiten. Doch Frau Doktor Stockmann, Leiterin des Kurbades, stellt bei einer Untersuchung überraschend fest: Das Wasser im Bad ist stark mit Giftstoffen belastet. Zusammen mit der Lokalzeitung will die Doktorin die Bevölkerung informieren. Vom Chefredakteur und der Herausgeberin erhält sie zunächst Rückendeckung, aber der Bürgermeister des Ortes – und Bruder von Frau Stockmann – intrigiert gegen die Veröffentlichung. Zwischen beiden entbrennt ein erbitterter Streit darüber, was schwerer wiegt: Gesundheit der Badegäste und der Schutz der Natur oder der drohende wirtschaftliche Bankrott der Stadt. Und plötzlich wendet sich die öffentliche Meinung gegen die Wissenschaftlerin und ihre unbequemen Erkenntnisse. Frau Stockmann und ihre Familie geraten zwischen die Fronten gegensätzlicher persönlicher, politischer und wirtschaftlicher Interessen. Was als Suche nach einer gemeinsamen Lösung begann, entwickelt sich zu einem Krieg um Deutungshoheit und Macht. Das gesellschaftliche Fundament droht zu brechen, wenn kein Kompromiss zustande kommt. Doch welche Partei macht den ersten Schritt?
Was der Hauptfigur hier passiert, erinnert nicht zufällig an die sogenannte „Cancel Culture“, das Aufbauen öffentlichen Drucks mit dem Ziel, polarisierenden und häufig diskriminierenden Haltungen keine öffentliche Bühne zu bieten. Gegner:innen sehen darin den Versuch, unliebsame Fakten zu unterdrücken und die Debattenvielfalt einzuschränken, Befürworter:innen ein Werkzeug gegen menschenverachtende Haltungen und ein Mittel der Kritik. Doch was passiert, wenn kein Interesse an einem Ausgleich oder Gespräch besteht? Wenn wissenschaftliche Erkenntnisse polarisieren und der allgemeinen Behaglichkeit im Wege stehen? Ist das höchste Gut einer Gesellschaft die Wahrheit? Der Kompromiss? Das einzelne, menschliche Leben?
Henrik Ibsen schrieb Ein Volksfeind 1882 als Reaktion auf die öffentliche Diffamierung seiner Person und Stücke, welche gesellschaftliche Konventionen hinterfragten und ein ungeschminktes Bild sozialer Zustände zeigten. Es war ihm höchst suspekt, wie die „öffentliche Meinung“ zur einzigen Wahrheit erhoben wird und welche Konsequenzen das für diejenigen hat, die gegen gesellschaftliche Selbstverständlichkeiten aufbegehren. Da Ibsen stark durch die nordische Sagen- und Märchenwelt geprägt war, sind seine Stücke mit Naturmotiven durchtränkt. Es ist kein Zufall, dass er ein Kurbad und Heilwasser als Rahmung für die Konflikte seiner Figuren wählt. Die Natur ist bei ihm eine Kraft, die das Unbewusste der Gemeinschaft an die Oberfläche spült.

Hannoversche Allgemeine Zeitung

„Jubel im Schauspielhaus: Der Volksfeind von Henrik Ibsen ist zurück – klug aktualisiert und mit Anja Herden in der Titelrolle. (…) Eine verblüffende Bühne hat Katja Haß für Stephan Kimmigs Volksfeind-Inszenierung gebaut. (…) Am Ende gibt es langen, begeisterten und berechtigen Applaus für das hervorragende Ensemble.“

Neue Presse

„Brandaktuell ist hier dieser 140 Jahre alte Stoff. (…) Ein glänzend aufgelegtes Ensemble. (…) Vielleicht kein Moment der Wahrheit, aber der Wahrhaftigkeit. Umwerfend. (…) Heftiger Applaus wie lange nicht im Schauspielhaus.“

Nachtkritik

„Anja Herden spielt die Ärztin überzeugend kämpferisch, voller Lust und List, Klarheit und Überzeugungskraft und dann wieder mit Verzweiflung und äußerster Wut.“

Liechtensteiner Vaterland

Volksfeind zählt zu den erfolgreichsten Stücken des Schauspiel Hannover. Verwunderlich ist das nicht. Nebst dem brandaktuellen Thema und den starken Statements sind es die Schauspielerinnen und Schauspieler, die glänzen. Überzeugend vermitteln sie Euphorie, Kampfeslust, Verzweiflung, List und äußerste Wut. Sie lassen die Besucher, ohne sich unnatürlich aufzudrängen, Teil der Geschichte werden, die sich vor ihren Augen im Hier und Jetzt abzuspielen scheint.“

Programmheft zu „Volksfeind“
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