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Übersicht
Als einer der meistgespielten Gegenwartsdramatiker hat Ewald Palmetshofer den sozialkritischen Klassiker von Gerhart Hauptmann überraschend nah ans Heute gerückt. Dabei verschiebt er den Fokus von der Sozialstudie des erblichen Alkoholismus bei Hauptmann hin zum politischen Psychogramm, zu einer Untersuchung der Charaktere und Konstellationen, unter denen Rechtspopulismus im Gewand ökonomischer Smartheit und Unterdrückung in familiärer Verkleidung wiederkehren, aber auch das Versagen des Linksintellektualismus einen Spiegel vorgehalten bekommt. So nah wie in der Überschreibung von Ewald Palmetshofer war der sozialkritische Klassiker von Gerhart Hauptmann unserer Gegenwart nie.
Um Sie bestmöglich auf Ihren Besuch vorzubereiten, haben wir zu unserer Inszenierung von Vor Sonnenaufgang ein paar Inhaltshinweise für Sie zusammengestellt. Die unten gelisteten Elemente sind so objektiv wie möglich erfasst worden, dabei kann jedoch kein Anspruch auf Vollständigkeit erhoben werden.
Darstellung von:
- Totgeburt
- Depressionen
- Alkoholismus
- gewaltvolle Sprache
Thematisierung von:
- Suizid
- Depressionen
- Alkoholismus
- rechte Ideologie
Sensorische Reize:
- einmaliger Einsatz von Stroboskoplicht für mehrere Minuten im letzten Drittel des Stücks
- längere Soundflächen und kurzzeitig laute Musik
- schnelle Videoprojektionen
- Einsatz von Bühnennebel
Warum informieren wir über sensible Inhalte?
Jede:r von uns bringt individuelle Erlebnisse und Erfahrungen zu einem Theaterabend mit, jede:r erlebt das Dargestellte unterschiedlich. Bestimmte Themen, Darstellungen oder sensorische Reize können überfordernd, belastend, verletzend oder retraumatisierend sein. Informationen zu sensiblen Inhalten sollen betroffenen Personen als Hilfestellung dienen, um sich auf einen Vorstellungsbesuch vorzubereiten und selbstbestimmt zu entscheiden, ob sie sich mit den genannten Inhalten und Darstellungen auseinandersetzen wollen.
Hannoversche Allgemeine Zeitung
„In Hannover sezieren Regisseur Stefan Pucher und sein Team auf geradezu lustvolle Weise die Dysfunktionalität dieser Patchworkfamilie (…) Das ist immer unterhaltsam, oft glanzvoll und manchmal anregend beunruhigend.“
Neue Presse
„Der gut anderthalbstündige, ästhetisch eindrucksvoll überformte Abend bietet noch mehr großes Schauspielertheater (…) Die Inszenierung wirkt so über weite Strecken wie ein vielstimmiges, virtuoses Beziehungsdrama“
nachtkritik
„Die Nuancen zwischen Wahn und Wirklichkeit werden von Tabitha Frehner als Martha virtuos in Szene gesetzt (…) Alfred Loth erhält durch den fistelstimmigen Hajo Tuschy eine großartige, fast schon karikierende Präsenz. (…) Mobile Videowände werden zu voyeurhaften Projektionsflächen, die den Blick hinter die Kulissen der Familie freigeben. Hier sind die Figuren privater, verletzlicher, persönlicher. Alle Ebenen der ständig sichtbaren Reflexion von Familienleben – auf dem glatten Boden über die Video blow ups bis hin zu den Dialogen – werden bei Stefan Pucher zu einer ausweglos dichten Realität verwoben“
NDR Kultur
„Es ist die Innenbeschau einer dysfunktionalen Familie, die das Publikum in ihren Bann zieht. (…) Das fehlende Mitgefühl für die Lage des Nächsten spiegelt Bühnenbildnerin Nina Peller geschickt mit dem kühlen 80er-Jahre-Interieur eines zweistöckigen, neonbeleuchteten Wohnkäfigs. (…) Es ist der Zerfall einer bürgerlichen Familie, der als Spiegel für das toxische Miteinander in der Gesellschaft dient. Die Verwandten stehen vereinsamt im Leben, die politischen Standpunkte sind unvereinbar. Das erzählen Regisseur Stefan Pucher und Dramaturg John von Düffel am Schauspiel Hannover geradlinig und machen ihre Inszenierung kurzweilig.“