Schauspiel

Der nackte Wahnsinn

von Michael Frayn
übersetzt von Ursula Lyn

ca. 3 Stunden 10 Minuten, eine Pause

Termine und Karten

Für diese Produktion sind leider keine weiteren Termine geplant.

„Auftritte, Abgänge. Sardinen rein, Sardinen raus. Das ist Farce. Das ist Theater. Das ist Leben.“
Es ist kurz nach Mitternacht, ein Tag vor der Premiere, die Generalprobe läuft. Texthänger, Türen klemmen, Requisitenchaos, verlorene Kontaktlinsen, volltrunkene Schauspielende – Ensemble und Regisseur sind verzweifelt. Denn die nackten Tatsachen des Stücks machen den Entblößungen hinter der Bühne Platz: Kulissengetuschel und Liebesverwirrung, Verwaltungshorror und Befindlichkeiten. Was für die Beteiligten ein Albtraum ist, wird für das Publikum zum turbulenten Komödienchaos. In drei Varianten sieht es immer wieder nur den ersten Akt: zunächst die Probe, dann eine der ersten Vorstellungen – hier dürfen die Zuschauer:innen die Seite wechseln und das Ganze backstage verfolgen – und schließlich eine desolate Aufführung zum überfälligen Ende der Tournee. „Von hinten war es lustiger als von vorne“, sagte Michael Frayn, als er von der Seitenbühne die Aufführung seines Stückes Chinamen sah. Von diesem Erlebnis inspiriert, begann er 1982 die Komödie Der nackte Wahnsinn zu schreiben und dabei eine Schauspieltruppe zu entwerfen, die um das Gelingen des Abends ringt, als ginge es um Leben und Tod. Anne Lenk, zuletzt führte sie bei Molières Der eingebildete Kranke in Hannover Regie, wird den irrwitzigen Kampf ums (Bühnen-) Überleben samt großem Glauben an Leben und Theater inszenieren, getreu dem Motto des Stücks: „Morgen ist Premiere, wir hatten nur vierzehn Tage zum Probieren, wir wissen überhaupt nicht, wo’s langgeht, aber mein Gott, seien wir ehrlich, wer weiß das schon.“

Neue Presse

„Das Theater tot? Nein, es ist – das zeigt nicht nur der vergnügte, lang andauernde Schlussapplaus bei der Premiere von Der nackte Wahnsinn im Schauspielhaus – quicklebendig. (…) Boulevard mit Metaebene.“

Hannoversche Allgemeine Zeitung

„Komödie ist Drama mit Tempo. (…) Wenig braucht mehr Präzision als das gespielte Scheitern. Das Timing hier sitzt. Genüsslich zerlegt das perfekt aufeinander eingespielte Ensemble das eigene Metier und schafft doch eine Liebeserklärung ans Theater, wo der Vorhang aufgehen muss, egal was sonst geschieht.“

Nachtkritik

„Die Darsteller:innen schaffen es, dass die Inszenierung nie in beliebigen Quatsch abdriftet. Im Gegenteil: In all diesen überdrehten Figuren versteckt sich auch etwas individuell Tragisches, all das Destruktive, das ihnen innewohnt, bringen sie mit auf die Bühne. (…) Gerade und vor allem der zweite Akt, der größtenteils stumm absolviert wird, da er während der Vorstellung auf der Rückseite der Bühne spielt, ist fein getimter Slapstick. Jeder der drei Teile überbietet den vorhergehenden noch an Absurdität.“

Frankfurter Allgemeine Zeitung

„Schauspieler, die großartig doppelbödige Karikaturen ihrer selbst abliefern. Der gelungene dritte Akt ist auch Hajo Tuschy zu verdanken: (…) In einer Rede voll furiosem Trotz und gegenwärtiger Stand-up-Comedy bricht er mit der bisherigen Überspanntheit des Abends und beschwört das Weiterleben des Theaters. „I will survive“, singt er und man ist froh, ihm beim Blick durch die Reihen des ausverkauften Theaters wohl recht geben zu können.“

Deutschlandfunk Kultur

„Die Schauspieler:innen in Hannover sind wirklich großartig. Miriam Maertens ist zum Niederknien. Philippe Goos ist irrsinnig komisch. Die Exaktheit in der Sprache und im Timing und diese irrwitzige Überzeichnung, die Anne Lenk wagt, funktionieren wirklich sehr gut.“

Theater heute

„Mit hoher Präzision gelingt es Lenk mit dem Ensemble, Theaterklischees zu persiflieren, leere Phrasen als leere Phrasen zu entlarven und die Figuren liebevoll scheitern zu lassen. Gründliche Genauigkeit und ein fast waghalsiger Mut zum Trash verquicken sich zu irrwitziger Unterhaltung und immer wieder klugem Meta-Theater, bei dem hinter mancher Tür regelmäßig paranormale Phänomene vermutet werden.“

Programmheft zu ,,Der nackte Wahnsinn"
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