Ein Magazin über verbundene und suchende Teile, eingebrochene Grenzen und sich neu zusammensetzende Ketten
Die britische Schriftstellerin Daisy Hildyard, die für dieses Magazin einen kurzen Essay mit dem Titel Ausgerenkte Intimität verfasst hat, schreibt: „Every living thing has two bodies.“ Der eine Körper kann trinken, essen und schlafen. Der zweite ist in einem weltweiten Netzwerk von Beziehungen eingebunden. In welchem Verhältnis steht dieser unser zweiter Körper mit dem ersten in Zeiten der Epidemie und der Isolation?
Wir haben unser Netzwerk aktiviert und Autor*innen, mit denen wir uns verbunden fühlen, gebeten, sich mit diesen Fragen zu beschäftigen, neue zu entwickeln, ihnen zu widersprechen oder sie weiterzuführen.
Notiz über die Liebe
Oder eine Liebesnotiz? Auf Deine Vorschläge und Fragen über „die Liebe als politische Kraft“ im Jahr von Corona, will ich zu allererst sagen, ja, selbstverständlich: es geht immer um Liebe wann immer es um Politik geht.
Ausgerenkte Intimität
Kürzlich traf ich eine Biologin, die sich mir als zehn Prozent menschlich vorstellte. „Die meisten der Zellen in mir sind Mikroben: Bakterien, Pilze, Archaeen.“ Beim Sprechen berührte sie leicht ihren Bauch. „Es gibt Billionen von uns hier drinnen.“
Kollektiv intim
Alleine über das Kollektiv nachdenken zu wollen, wirkt paradox. Wenn es möglich wäre, allein zu denken. Wenn es möglich wäre, allein zu schreiben. Oder allein zu sein. Wenn das Kollektiv nicht schon hier wäre.
Hochbauten der Gefühle
„So viel Wissen über unser Nichtwissen und den Zwang unter Unsicherheit handeln und leben zu müssen, gab es noch nie.“ Dieser Satz von Jürgen Habermas, den er in einem Interview mit der Frankfurter Rundschau äußerte, berührt mich.
Positiv werden
Im Dezember 1986 erfuhr der britische Künstler Derek Jarman, dass er HIV positiv war. Acht Jahre später starb Derek Jarman, 52 Jahre alt, an einer durch AIDS verursachten Krankheit in London.
No cure for love
Der argentinische Künstler Juan Miranda hat sich in der Isolation mit sieben Smartphones eingesperrt und huldigt in seinem bildhaften Exzess dem Liebesgenre par excellence: dem Liebeslied.
Aussicht fernab der Rue Verdelet
Der wohl liebevollste Satz, der je geschrieben wurde über die menschliche Seele, lautet wie folgt: „Je tiefer ich mich in mich selbst heimkehre, umso mehr werde ich der Welt teilhaftig.“
Sehnsucht
Haben Sie schon einmal die Erfahrung gemacht, plötzlich festzustellen, dass eine gewohnte, herkömmliche Weise, ein Problem zu lösen oder eine Aufgabe zu erfüllen, sich überholt hat und durch etwas erstaunlich Neues und Revolutionäres ersetzt wird?
ABC der Demokratie – Sonderausgabe
von Ijoma Mangold und Barbara Vinken
Ijoma Mangold im Ferngespräch mit Barbara Vinken über Boccaccios Decameron
August
Ich habe eine Motte gefunden. Sie lag im Badezimmer auf dem Teppich neben dem geöffneten Fenster. Draußen war es Nacht.
Drei Gedichte
was sollen wir heute machen // nichts mit menschen // wir gehen nach oben // da ist niemand // die quarantäne beweist mir dass ich für eine sieben monatige mars expedition bereit bin
dem Rand am fernsten, am weitesten innen
Etwas – fällt in Deine hohle Hand und du – erschrickst. Etwas fällt heraus – aus Dir. Du bist kein Cyborg mehr.
Einführung der sogenannten Normbrunnenflasche
Die Einführung der sogenannten Normbrunnenflasche, dieser 0,7 Liter fassenden, in der Mitte für Style und sicheren Halt konkav gewölbten und mit Sprudelblasen verzierten, dieser perfekten Standardflasche also – wurde am 28. August 1969 in Bonn Bad Godesberg beschlossen.
De Corona et Decamerone
Viele von uns haben in den letzten Tagen Die Pest (1947) von Albert Camus gelesen oder wiedergelesen. Das Schicksal der Bewohner von Oran, die von der Seuche befallen werden und in nicht geringer Zahl daran sterben, erinnert in fataler Weise an die Ereignisse der letzten Tage und Wochen.
HARRIET: Notizen aus einer notleidenden Stadt in einem sterbenden Imperium
In The Pure Lover zeichnet der amerikanische Schriftsteller David Plante die Erfahrung seiner Liebe auf. Anhand einer, wie er es nennt, Denkschrift der Trauer durchstreift das Buch das griechische Alphabet, um das Leben seines Partners Niko Stangos durchzubuchstabieren, der an einem Krebsleiden starb.