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Was tun, wenn Macht und Kräfte schwinden? König Lear schart seine Töchter um sich, um sein Erbe aufzuteilen – ein Schrei nach Liebe, der in machtgeilen Ohren verhallt. Nur seine jüngste Tochter Cordelia nimmt ihn wahr und wird sogleich verstoßen. Die älteren Töchter Regan und Goneril verstricken sich schon bald in heftige Intrigen. Das Familiengefüge entwickelt sich zum Zyklon aus Gewalt und Irrsinn, der alles zunichtemacht, was der Herrscher einst geliebt und was ihn geliebt hat. Alles, was noch lebt.
Um Machtgeilheit und Misstrauen, Eifersucht und Narzissmus, familiäre Zwänge und die Ernüchterung des Alters kreisend, gehört Shakespeares King Lear zu den bedeutendsten Stoffen der Weltliteratur. Der Komponist Aribert Reimann hat daraus ein radikales Musiktheater geschaffen, das inzwischen selbst zum Opernklassiker geworden ist: Mit höllenschweren Vokalpartien und einem Riesenorchester, mit impulsiven Rhythmen und glasklaren Worten, mit spektakulären Effekten und einer atemberaubenden Klangtheatralik. Lear, 1978 mit großen Erfolg in München uraufgeführt, rückt das grausame Shakespeare-Stück schonungslos in unsere Nähe, es ergreift, beeindruckt und erschüttert. Das Monumentalwerk, eine der meistgespielten Opern unserer Zeit, ist nun erstmals in Hannover zu erleben.
Mit Angela Denoke, Michael Kupfer-Radecky und Nils Wanderer sind international gefragte Sänger:innen in den Hauptrollen zu erleben, Generalmusikdirektor Stephan Zilias stellt sich der Herausforderung, die komplexe Gesamtmaschinerie musikalisch zu gestalten. Ein britisches Team aus Regisseur Joe Hill-Gibbins, der 2021 an der Staatsoper die Oper Greek als „tönenden Comic“ (HAZ) inszeniert hat, und Star-Set-Designer Tom Scutt entwickelt die Geschichte in überwältigenden Bildern modern-abstrakter Ästhetik.