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Und was macht der amerikanische Regisseur Daniel Kramer aus diesem historischen Stück Welt- und Heimatgeschichte seines Komponisten-Landsmanns John Adams? Das Bühnenbild voller pseudorealistischer Details rotiert im grellen Green Screen-Grün auf der Drehscheibe durch die historischen Fotostationen der Chinareise: die Landungszeremonie der Air Force One, Politikertreffen mit Handschlag, Bankette, das Sightseeing-Programm der First Lady, das Präsidentenschlafzimmer und Maos Apartment mit Swimmingpool. Historisch verbürgte Fakten und Zitate verbinden persönliche Memoiren mit dem Urteil der Nachwelt auf die Ereignisse und gewähren immer wieder einen mal humorvoll-überdrehten, mal melancholischen Blick durchs Schlüsselloch auf die privaten Beziehungen der Mächtigen. Was unterscheidet einen Menschen von einem Amtsinhaber? Was ist am Sein nicht zu ändern, und was an Schein nicht zu erzeugen, lautet die Frage, nicht zuletzt an uns selbst. Eine Satire zum Nachdenken, ein ernsthafter Riesenspaß – und richtig große Oper.
Eine moderne Heldenoper sollte es nach dem Vorsatz von Komponist John Adams, seiner Librettistin Alice Goodman und dem ideengebenden Opernregisseur Peter Sellars werden. Doch was vor allem deutlich wird ist die Entlarvung des Versuchs der neuen „Helden“, moderne Mythen durch mediale Inszenierung künstlich zu erschaffen. Zwei Kulturen begegnen sich, zwei Staatssysteme, aber auch zwei Ehepaare. Auf allen Ebenen wird das elementare Nicht-Verstehen der Staatenlenker bühnentauglich zugespitzt.
Nixon in China ruft fotografisch dokumentierte Szenen auf, der Text baut historische Redeprotokolle des amerikanischen Präsidenten und Worte des Großen Vorsitzenden Mao zu einem Heldenepos auf und setzt sie gegen teils wahre, teils erfundene Erinnerungen und Reflexionen der Figuren. Die Protagonisten stellen sich erst ins mediale Rampenlicht und dann als Menschen zutiefst in Frage. Komponist John Adams schrieb dafür Musik, die auch die geteilte Meinung der Nachwelt über das Ereignis, die Persönlichkeiten und deren Auftritt in der wohlkalkulierten Medien-Show deutlich verarbeitet: die Romantisierung Nixons zum volksnahen Landesvater mit Swing Music, die Verklärung Maos als Philosoph mit gellendem Tenor, Pat Nixon als lyrische Möchtegern-Landesmutter, die rasierklingenscharfen Koloraturen der Megäre Madame Mao, das kitschige Propaganda-Ballett Das rote Frauenbataillon, der undurchschaubar-höfliche Diplomat Chou En-lai, Kissinger als Strippenzieher des Präsidenten.
Zwischen Bigband-Sound, Broadway-Musical und Orchesterklang von Wagner bis Richard Strauss komponiert der Amerikaner John Adams eine große Oper, abseits von Etiketten wie Tradition und Avantgarde, Klassik und Unterhaltung. Seine Musik changiert zwischen glamourösen Hollywood-Fanfaren, tranceartigen oder wilden Minimal Music-Repetitionen, farbiger Orchestrierung bis zu Jazz, Gospel und Rock mit einem Rhythmus, der Fußwippen garantiert. Der amerikanische Regisseur Daniel Kramer inszeniert eine riesige Bühnenshow, die nahe am Broadway beginnt, um immer wieder in Momente ernsthafter zeitgeschichtlicher und persönlicher Tragik zu kippen.
Bitte beachten Sie, dass in der Vorstellung Stroboskop-Licht zum Einsatz kommt.
Alles Wissenswerte und häufige Fragen rund um den Opernbesuch sind hier zusammengestellt.
Barrierefreiheit
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HAZ
Stefan Arndt
Nixon in China von John Adams hat Premiere an der Staatsoper – und glänzt mit Sound Design, starken Stimmen, kraftvollem Orchester. (...) Man sollte sich das nicht entgehen lassen.
Neue Presse
Henning Queren
Die Staatsoper präsentiert Nixon in China in einer ebenso knallbunten wie nachdenklichen Inszenierung – die satten Applaus für Regie und vor allem für das Orchester bekommt. (...) Diese erstaunliche Minimal-Music-Oper wird maximal inszeniert, die Bühnenmaschinerie war selten so gefordert, rauschend rotiert die Drehbühne, wird mal zum Airport, dann wieder zum Hotelzimmer oder Schwimmbad mit einem Bassin, gefüllt mit Hunderten Litern echten Wassers. (...) Make Opera Great Again – wenn man es so macht, muss es einfach klappen.